Mama über 40 - zwischen Windeln und Wechseljahren by Mamaleben.de
Persönliches,  späte Mutterschaft

Zwischen Windeln und Wechseljahren – Mama über 40

Mama über 40? Das war nie mein Plan. Es kam aber anders. Ich war Kindern nie groß zugetan und konnte mir in meinen Zwanzigern nicht vorstellen, eigene zu bekommen. Auch später, als ich in meinen Dreißigern war, änderte sich das nicht. Dass ich weder Geschwister noch Kontakt zu kleineren Kindern hatte, trug sicherlich dazu bei, dass ich keinen Kinderwunsch hegte. Meine Freundinnen blieben fast alle kinderlos, somit fehlte auch hier der Bezug.

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Als mein Mann und ich heirateten, wusste er um meine Haltung zum Thema Kinder. Schwierig wurde es erst, als all seine Freunde Familien gründeten, nur wir nicht.

Irgendwann wuchs in ihm der Kinderwunsch.

Zu dem Zeitpunkt war ich selbst noch hin- und hergerissen und bereits Ende 30. Da mir klar war, dass es hieß: „Jetzt oder nie“, versuchten wir es einfach. Mit jedem Monat, der verging, bewegten sich meine Gefühle zwischen Enttäuschung und einem „Vielleicht soll es einfach nicht sein.“

Mama über 40

Ich sagte mir, dass wir ja auch zu zweit glücklich wären. Was bleibt einem auch schon anderes übrig. Als ich nach über einem Jahr mit ca. 39,5 Jahren tatsächlich schwanger wurde, war das eine große Überraschung. Und mit ihr kam die Angst vor Veränderung. Ich war selbstständig und finanziell unabhängig. Mit Kind würde sich einiges ändern. WIE gravierend dieser Einschnitt sein würde, nicht nur beruflich, sondern auch emotional, konnte mir niemand vorher sagen.

Die Schwangerschaft selbst war kein Problem und mein Alter wurde selten zum Thema gemacht. Meine Gynäkologin war großartig und ich selbst körperlich ziemlich fit. Was das Umfeld anging, so freuten sich alle riesig. Mein Mann hatte breits vier Nichten und Neffen. Ich selbst bin Einzelkind, weshalb meine Eltern wohl eher nicht mehr damit gerechnet haben, noch Großeltern zu werden.

Der Vorteil bei meinem Mann und mir war, dass wir nicht mehr das Bedürfnis nach Partys und Feiern hatten. Als Paar waren wir bereits fest zusammengewachsen. Zum Zeitpunkt meiner ersten Schwangerschaft waren wir schon über 12 Jahre zusammen. Wir haben uns komplett auf das Baby eingelassen und uns darauf gefreut, es fehlte uns an nichts. Zum Ende meiner ersten Schwangerschaft konnte ich mich schließlich auf all die kommenden Veränderungen einlassen und mein Mann und ich haben uns als Paar und als Eltern neu definiert.

Mutter zu werden, ist lebensverändernd.

In welche Richtung auch immer. Die Prioritäten verschieben sich komplett und man verspürt ganz neue Emotionen. Plötzlich ist alles möglich. Ich dachte immer, mein Kind schläft ratzfatz im eigenen Zimmer und kommt schnell in die Krippe, damit ich nach zwei Monaten wieder arbeiten kann. Es kam anders: Selbst das Baby im Beistellbett war mir schon zu weit weg und das Kind in die Krippe zu geben, kam so früh plötzlich nicht mehr in Frage.

Obwohl ich immer dachte, ich kann mich beruflich nicht verkleinern oder verändern, ging es dann doch, weil ich es so wollte und Unterstützung seitens er Familie bekam. Ich arbeitete in Teilzeit und die Oma passte an den Vormittagen auf meinen Sohn auf und das für die folgenden zwei Jahre. Als mein Sohn in die Krippe kam, was nicht sehr gut lief, folgte ein kitafreier Sommer.

Der Nachteil an einer späten Schwangerschaft ist, dass die eigenen Eltern, als die Großeltern, ebenfalls älter sind. Sie sind zwar fit genug, um stundenweise zu helfen, aber irgendwann ist eine Grenze erreicht. Kleine Kinder sind quirlig und das kann durchaus anstrengend sein. Austausch mit anderen Müttern hatte ich kaum, obwohl es die eine oder andere Bekannte gab. Doch sobald man eine Schwangerschaft bekannt gibt, ist irgendwo im Umfeld jemand parallel mit dir schwanger. In meinem Fall war das eine Kundin von mir, mit der ich mich austauschen konnte. Als mein Sohn mit zwei Jahren in die Krippe kam, lernte ich weitere Mütter kennen. Babykurse habe ich nie besucht.

In der Krippe siezste mich anfangs eine junge Mama, das war ungewohnt, aber auch kein Problem. Ich wurde tatsächlich nie auf mein Alter, als Mama über 40, angesprochen.

Die Gesellschaft hat oft ein falsches Bild von später Elternschaft.

Janin Ziegenhagen

Als Papa und Mama über 40 sind wir doch heutzutage keine gebrechlichen, grauhaarigen Eltern, die ihren Kindern Steno beibringen möchten. Bei vielen Paaren lässt sich das Alter, gerade auch gekoppelt an die eigene Lebenseinstellung und körperliche Fitness, schwer einschätzen.

Als ich mit 40 Jahren unseren ersten Sohn zur Welt brachte, fragte uns fast niemand, ob noch weitere Kinder folgen sollten. Für die meisten war unser Alter sicher ein Ausschlußkriterium. Durch das Leben mit unserem Sohn wuchs in uns beiden ein neuer Kinderwunsch und dieses Mal war ich die treibende Kraft.

Ich wusste ja jetzt, was mir entgeht. Wir erzählten niemanden vom unserem Kinderwunsch und versuchten es einfach wieder. Es dauerte erneut über ein Jahr war eine emotionale Achterbahnfahrt

zwischen Hoffnung und Enttäuschung.

Die zweite Schwangerschaft mit 43 Jahren war ein riesiges Geschenk. Ich brachte mit gerade 44 Jahren unseren zweiten Sohn gesund zur Welt. Sowohl die Schwangerschaft als auch die Geburt verliefen reibungslos. Ein gesundes Kind ist keine Selbstverständlichkeit, egal wie alt die Eltern sind.

Oft wird die Frage gestellt, ob ich gern früher Kinder bekommen hätte. Ja und Nein. Damals wollte ich partout keine Kinder. Wenn ich jedoch gewusst hätte, wie großartig es für mich ist, Mutter zu sein, hätte ich mich eher dafür entschieden. Vermutlich hätten wir dann mehr als zwei Kinder.

Ich stehe viel in Kontakt mit ü40-Müttern und beneide oft die, die bereits erwachsene Kinder haben und dann noch Nachzügler bekamen. Das finde ich einfach toll! Meine Kinder haben noch kein Verständnis für unser Alter und wir hoffen, dass es keine Rollen spielen wird. Warum sollte es auch?

später Kinderwunsch

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Wenn wir Frauen mit Ende 30 oder Anfang 40 erzählen, dass sie einen Kinderwunsch hegen, aber in ihrem Umfeld kein Verständnis oder sogar unbedachte Kommentare dafür erhalten, zeigt mir das, dass sich in unserer Gesellschaft etwas verändern sollte.

Persönlich habe ich das Gefühl, dass ein Umdenken bereits stattfindet und späte Elternschaft immer mehr Toleranz erfährt. Frauen stehen immer zwischen: „Wieso bist du kinderlos?“ und „Bist du nicht schon zu alt?“
Auch sehr junge Frauen sind mit Vorurteilen konfrontiert. Aber man sucht sich seinen Werdegang ja nicht immer aus. Es sind wohl die wengisten, die mit 20 Jahren schon genau wissen, wohin das Leben sie führt.

Überall wird von Toleranz und Diversität gesprochen – diese Art der Toleranz sollten wir uns alle zu Herzen nehmen!

Was gute Eltern und Mütter ausmacht, sollte man nicht an deren Alter festmachen. Es ist auch der falsche Ansatz, das Argument der Lebenszeit anzuführen, die bei mir im Gegensatz zu jüngeren Müttern, geringer ist.

„Auch junge Menschen sterben. In Angst zu leben, ist keine Option.“

Ich möchte meinen Kindern eine qualitativ gute Zeit mit uns Eltern bieten und bin dafür in die finanzielle Abhängigkeit meines Mannes gegangen. Nach wie vor bin ich in Teilzeit tätig, aber dennoch voll für die Kinder da. Eine Vollzeitbetreuung der Kinder passt für uns nicht und so erlauben wir uns diesen Bonus, im Sinne von gemeinsamer Zeit.

Ich hoffe, über 90 Jahre alt zu werden und damit selbst noch in den Genuss zu kommen, Oma sein zu dürfen. Eine Oma mit 50 steht vielleicht noch voll im Berufsleben. Als Oma mit 65 oder 70 kann ich die Kinder voll unterstützen, sofern sie es möchten. Vielleicht bin ich nicht mehr so fit, aber dafür zeitlich voll da. Hier sind wir wieder beim Kreislauf der Vor- und Nachteile.

Mein Appell: Mama über 40? Hegt eine Frau mit über 40 Jahren einen Kinderwunsch, redet ihren Wunsch nicht nieder, sondern nehmt sie ernst.

Ein Kinderwunsch ist nicht rational, sondern eine Herzensangelegenheit.

Verkündet eine Frau mit über 40 Jahren eine Schwangerschaft, erzählt ihr nichts von Risiken, die kennt sie bereits. Freut euch einfach mit!

Mal im ernst: Wir konnten uns sogar ein drittes Kind vorstellen. Leider verlor ich eine Schwangerschaft nach nur 24 Stunden. Gleich 3x eine Mama über 40 zu werden, wäre echt verrückt, aber auch toll gewesen.

Kommt es mir verrückt vor, mit 46 Jahren darüber nachzudenken? Auf jeden Fall! aber „verrückt“ hat uns schon zweimal die Liebe unseres Lebens beschert. Wenn es so kommt, nehmen wir es an. Wenn nicht, sind wir dankbar für die zwei Wunder, die wir bei uns haben dürfen.

Jetzt, kurz vor meinem 47. Geburtstag, verändert sich in mir gerade wieder etwas. Von Mama über 40 zwischen Windeln, vielleicht hin zu den Wechseljahren?

Wie alt seid ihr und hegt ihr noch einen Kinderwunsch? Gingen eure Wünsche in Erfüllung? Hier könnt ihr ganz wunderbare Mutmach-Geschichten lesen!

Ihr findet alle Interviews zum Thema Mama über 40. Ganz aktuell das Interview „Schwanger mit 45“. Schaut doch mal vorbei.


Der vorstehende Text wurde im Oktober/November 2022 in der 52. Printausgabe der Luna Mum als Interview mit mir abgedruckt!

Wer Lust hat, darf gern in unsere neue FB-Gruppe kommen, extra für Frauen über 35 mit Kinderwunsch und später Elternschaft.

2 Comments

  • Martina von Jolinas welt

    Ich bin späte Mama und die wechseljahre, die durch einen unfall verfrüht einsetzten haben mir den Wunsch auf Kind 3 abgenommen.
    Das Risiko auf ein kind mit Down-syndrom ist im alter erhöht, wir haben den Jackpot geholt und es ist perfekt so.
    Nur wie du schreibst, meine Eltern sind sehr alt und es sind gerade die gedanken im raum, dass sie die Hochzeit meiner Großen vielleicht nicht erleben, das ist echt sch…

    Übrigens waren meine mutter und ich nicht gewollt späte Mütter wir haben es beide lange versucht, sie nicht so lange wie ich, bei mir hat es nach 13 Jahren kurz vor der Hormonbehandlung von selbst geklappt

    Ich sah damals noch jünger aus, alles supi, erst durch die wechseljahre bin ich extrem gealtert

    Martina

    • Mamaleben

      Hallo Martina, vielen Dankk für deine Geschichte! 13 Jahre die Hoffnung auf ein Kind, das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, wenn eine ü35 Frau diesen Wunsch äußert, diesen ernst zu nehmen und nicht abzutun. Man kennt nie die Geschichte dahinter. Ja, das mit den verfrühten Wechseljahren kann immer und auch sehr plötzlich passieren, ich glaube, dass ist manchen Frauen gar nicht so bewusst. Und es ist großartig, dass du euren Jackpot zur Aufklärung nutzt. Liebe Grüße!

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