unsere Kita- bzw. Kita frei Geschichte
Unsere Kita- bzw. Kita frei Geschichte begann im März 2018. Mein Sohn wurde zwei Jahre alt und wir begannen mit der Eingewöhnung in der Krippe eines staatlichen Kindergartens.
Die Eingewöhnung in der Krippe verlief holprig. Mit meinem jetzigen Kenntnisstand würde ich sogar sagen, eher katastrophal. Die Eingewöhnung verlief viel zu kurz, die Trennung kam zu schnell, die Bezugserzieherin verließ kurzfristig, nur wenige Wochen nach der kurzen Eingewöhnung die Kita. Wir standen damit quasi am Anfang.
Als eine neue Erzieherin anfing, sahen wir ein Licht am Ende des Tunnels. Die fing ihn morgens, im wahrsten Sinne des Wortes, mit offenen Armen auf. Dennoch fügte er sich mehr in sein Schicksal, als das er Freude hatte.
Die Tage, an denen ich ein weinendes Kind in der Kita zurücklassen musste, haben mich sehr geprägt.
Mein Sohn war dort nie glücklich, ist nicht richtig angekommen und ich denke, dieser holprige Start, war einer der Gründe dafür. Den anderen sehe ich einfach darin, dass er zu den Kindern gehört, die lieber bei Mama und Papa zu Hause sind. Es gibt ganz bestimmt Kinder, die gern ihre Kita besuchen. Mein Sohn gehörte nicht dazu.
Die Kita frei Geschichte
nahm ihren Anfang, als der Wechsel in den Elementarbereich anstand. Mein Mann und ich entschieden (aus Gründen) im März 2017 gemeinsam, unseren Sohn aus der Kita abzumelden, ggf. zu wechseln und alles weitere auf uns zukommen zu lassen. Ich entscheide solche Dinge gern aus dem Bauch heraus. Mit der Abmeldung war klar, dass mein damals 3-jähriger Sohn mich vormittags auf meine Hunderunde (ich war selbständig als Dogwalker) begleiten wird.
So lief es dann auch und sogar ziemlich gut. Ich hatte seit seiner Geburt nur noch wenige Hunde und wir verbrachten die Vormittage gemeinsam mit ihnen im Wald. Wir entdeckten Tiere, Reh-Spuren, Pilze, lernten Baum-Arten und Blätter erkennen. Es war eine schöne Zeit, auch wenn sie natürlich teilweise anstrengend war. Gerade auf dem Rückweg war ich oft froh, wenn wir es wieder bis zum Auto geschafft hatten.
Kurz vor der Kita-Abmeldung, irgendwann Anfang März, fand ich einen Flyer einer bald eröffnenden Kita. Was für ein Zufall! Ich rief dort an und fühlte mich menschlich sofort abgeholt. Leider war die Eröffnung erst für Mitte November angesetzt. Dennoch erhielten wir im Mai die Zusage für einen Startplatz.
Es war klar, es liegen nun „nur“ 7 oder 8 Monate Kita freie Zeit vor uns und wir werden den Sommer gemeinsam genießen. So entstand der Artikel „7 Monate Kita frei – Privileg oder Bürde?“.
Die neue Kita erfüllte alle unsere Vorstellungen und das Konzept klang einfach traumhaft. Der einzige Haken, sie liegt von unserem Wohnort ca. 20 Auto-Minuten entfernt. Den Weg wollte ich auf mich nehmen, wenn er dort nur glücklich wird.
Kita-Start 2.0 Elementarbereich
Mein Sohn war beim Kita-Start schon über 3,5 Jahre alt und es war klar, dass er diese neue Kita nur ein Jahr und 8 Monate besuchen kann. Eine Vorschule wird dort nämlich nicht angeboten und die Fahrerei sollte auch zeitlich begrenzt sein.
Als wir die Zusage für diese naturnahe Kita erhielten, wussten wir noch nicht, das wir 4 Monate später noch ein Wunder erwarten dürfen. Ich wurde nochmal schwanger, mit 43 Jahren.
Beim Start der Eingewöhnung Mitte November 2019 war ich ca. im 4 Monat schwanger und die Eingewöhnung lief einfach klasse. Er ging so gerne hin und ich konnte mein Glück kaum fassen. Am besten gefiel ihm die Zeit, in der ich dort mit anwesend war, aber auch die Tage danach, ging er sehr gern. Kurze Zeit danach stand Weihnachten und damit eine längere Pause an.
Ab Januar wurde es schwieriger mit ihm. Er fragte immer öfter, warum er denn überhaupt in die Kita gehen muss und ob ich er nicht zuhause bei mir bleiben kann. Mit einigen Erklärungen und ab und zu auch Bestechungen, ging es. Aber es lief schon nicht mehr ganz so gut wie vorher. Er fügte sich mehr, als das er Lust hatte.
Dann kam die nächste Ernüchterung. Seine geliebte Bezugserzieherin teilte mir mit, in zwei Wochen verlässt sie die Kita. Wir konnten es nicht fassen. Ein Déjà-Vu. Genau in der Zeit gab es zwei prägende Übergaben.
Den einen Morgen wollte er partout nicht bleiben, ich versuchte alle Strategien, erfolglos. Seine Erzieherin ebenso, erfolglos. Er klammerte und das Ende vom Lied war, sie fragte mich, ob es ok sei, dass sie ihn nun auf den Arm nimmt und reinträgt und ich dann gehe.
ein prägender Tag
Ich bedaure bis heute, dass ich ja gesagt habe. Sie trug also ein laut brüllendes und nach „Mamaaaaa“ schreiendes Kind in die Gruppe. Wer sowas nicht erlebt hat, kann nicht nachfühlen, wie das schmerzt. Vor allem sagte ich mir damals, nach dem Wechsel aus der alten Kita, dass ich mein Kind nie wieder, weinend in einer Kita zurücklassen werde.
Ich saß heulend im Auto, schwanger, emotional und fix und fertig. Ich rief meinen Mann an und zweifelte zum ersten Mal alles an. Aber ich hatte einen Arzttermin wegen des Babys.
Eine Stunde später fragte mich die Frauenärztin: „Und, wie geht es Ihnen?“ – ihr könnt euch vielleicht meine Reaktion vorstellen?
So gut man versucht sich zurückzuhalten, manchmal braucht es nur eine Stecknadel, die auf den Boden fällt, um ein Minenfeld zu entsichern. So ähnlich war es wohl. Ich hatte große Angst vor einer Wochenbett-Depression.
Mein Mann rief in der Kita an, dann wieder mich und versicherte mir, dass unser Sohn inzwischen nicht mehr weinend, beim Morgenkreis sitzt. Ich fühlte mich emotional nicht mehr in der Lage, so eine Abgabe nochmal zu überstehen und so machte mein Mann am nächsten Tag Homeoffice und brachte den Kleinen. Ich war guter Dinge, als sie gemeinsam ins Auto stiegen. 45 Minuten später rief mich mein Mann vom Rückweg aus an, fix und fertig! Mit den Worten:
„Wir melden ihn ab“ – Kita frei 2.0?
Ich sagte, nun mal langsam und wir unterhielten uns eine Weile. Bei ihm verlief die Abgabe an diesem Tag ganz genauso schlecht und genauso nach Papa schreiend. Es ist eben doch etwas anderes, wenn man sowas nur erzählt bekommt oder am eigenen Leib erlebt.
Die Erzieherin rief uns zuhause an und um uns zu erzählen, dass alles wieder ok ist und er sich beruhigt hat. Das fand ich wirklich großartig von ihr. Sie bemühte sich wirklich, Zugang zu ihm zu finden.
Wir sich kurz danach rausstellte, brodelte in dem Kleinen wohl ein Infekt, denn ich holte ihn mit Fieber aus der Kita ab. Das war dann auch die Erklärung für die extrem Anhänglichkeit, die wir leider nicht erkannt hatten. Nach zwei Wochen Pause, ging er wieder hin und es lief plötzlich wieder besser. Nicht toll, aber besser! Zumindest ohne Weinen, aber ich musste jede Hinfahrt erklären, warum ich ihn hinbringe.
Langsam hinterfragten wir das, denn ich war ja inzwischen hochschwanger zuhause und es war auch klar, dass unser Sohn die zwei Monate Elternzeit nach der Entbindung, bei uns zuhause verbringen wird. Davon war die Erzieherin nicht so angetan, da er natürlich viel verpassen würde. Wir hatten bis dato noch gedacht, dass er vielleicht 1-2 Tage die Woche, die Kita besuchen wird, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Es wurde aber nun zunehmend schwerer mit ihm.
Dann kam Corona
All das, was ich gerade beschrieb, spielte sich in nur zwei Monaten ab! Es war ein Freitag und ich hatte Corona bis dahin nur am Rande und weit weg, wahrgenommen. Plötzlich hieß es, die Kita schließt am Montag. Das war ein ja ein Ding (wie für alle). Uns tangierte es zum Glück nicht, da ich zuhause war. Mein Sohn war glücklich, dass er auch bleiben durfte und so begann für uns tatsächlich eine schöne Zeit. So nimmt nun auch unsere kita frei Geschichte ihren weiteren Lauf!
Es war Mitte März, mein ET war der 3.4.2020. Unser Baby entscheid sich, eine Woche früher spontan zur Welt zu kommen. Danach begannen zwei Monate Elternzeit meines Mannes. Er durfte zum Glück bei der Geburt dabei sein, mein Sohn uns aber nicht besuchen.
So kam ich nach einer Nacht im Krankenhaus, mit seinem kleinen Bruder nach Hause, damit wir seinen 4. Geburtstag gemeinsam feiern konnten. Ohne Familie, nur wir vier – Corona eben.
Für alle Großeltern war es komisch, ihren neuen Enkel nicht sehen zu können. Wir verbrachten das gesamte Wochenbett also gemeinsam und gemütlich im Lockdown zuhause und konnten als Familie zusammenfinden.
Mitte Juni öffneten die Kitas wieder ihre Türen. Tatsächlich wollte unser Sohn gern mal wieder hingehen und so brachte ich ihn. Aber nach diesem Tag sagte er erneut, er möchte nicht mehr hingehen und zuhause bleiben. Schade. Ich hätte ihm gegönnt, Freunde zu finden. 1-2 Kinder mochte er, den Rest eher nicht so. Er war schon immer eher ein Einzelgänger und irgendwie „anders“.
Kita frei Geschichte 2.0
Es war nun also Juni und er bereits seit drei Monaten zuhause. Mein Mann war in Kurzarbeit im Homeoffice und somit ebenfalls zuhause und ab mittags für uns verfügbar.
Wir fragten uns, warum er in die Kita gehen soll, wenn wir beide doch zuhause sind? Versteht mich nicht falsch. Wäre er gern gegangen, hätten wir ihn so oft gebracht, wie er gewollt hätte.
Wohin Corona führt ist unklar und zum 1.November hätte ich einen neuen Kita-Gutschein beantragen müssen. Wir haben daher gemeinsam entschieden, dass wir ihn zum Ablauf abmelden und er zuhause bleibt. Unsere Kita frei Geschichte 2.0 nimmt also ihren Lauf.
Das heißt, seit dem Lockdown Mitte März, war er einen Tag im Juni in der Kita und ansonsten hier bei uns zuhause. Wir haben inzwischen fast Oktober 2020, die Corona Zahlen steigen wieder, die Zukunft ist ungewiss, mein Mann wird noch bis Neujahr im Homeoffice sein und wir genießen die Zeit alle zusammen.
Die Kita war wirklich ganz toll und entsprach genau meinen Vorstellungen. Eine emphatische Leitung auf Augenhöhe, die jedes Elternteil beim Namen kennen. Das Büro mitten im Geschehen, ein Bewegungsraum, ein toller Koch, eine zuckerfreie Kita, eine Acker Kita mit Gemüseacker und zwei Hasen im Außengehege. Dazu ein Umgang mit den Kindern auf Augenhöhe. Alles was man sich wünscht.
Und doch gebe ich zu, bin ich auch etwas froh, nicht mehr zwei Stunden am Tag durch die Fahrerei zu verlieren. Die Kinder und ich verbringen den Vormittag zusammen und ab mittags ist mein Mann verfügbar. Auf der anderen Seite komme ich kaum noch zu neuen Blogartikeln hier, weil ich nur schreiben kann, wenn die Kinder schlafen.
Kita 3.0 oder Vorschule?
Fußläufig von uns hat eine neue Kita eröffnet, die auch von einigen Kindern aus unserer Straße besucht wird. Leider ist die Eröffnung komplett an uns vorbeigegangen und wir haben dort keinen Platz mehr bekommen. Vielleicht hätten wir nochmal einen Wechsel versucht, in der Hoffnung, dass er so Anschluss hier im Umfeld findet. Und ihn morgens mit dem Baby im Kinderwagen zu Fuß zur Kita zu bringen, hätte schon was.
Nun steht für uns die Überlegung an, ob er im nächsten August 2021 eine Vorschule besuchen soll/wird oder nicht. Meines Wissens ist Hamburg das einzige Bundesland, das die Möglichkeit bietet, eine Vorschule innerhalb einer Schule zu besuchen.
Wir haben hier keine Vorschulpflicht und die Möglichkeit, entweder in einer Kita die Vorschule zu besuchen oder eben in einer Grundschule (allerdings ist das keine Garantie dafür, dann auch in besagter Grundschule einen Startplatz zu bekommen).
Ich selbst habe damals die Vorschule in der Schule besucht und fand das toll. Dagegen spricht für mich aber, dass dann schon eine Art Anwesenheitspflicht erwartet wird. Ich mag aber den Gedanken, mit den Kindern frei zu sein, bevor die eigentliche Schulpflicht beginnt.
Sollten wir also Anfang des Jahres doch einen Platz in der Vorschulgruppe der fußläufigen Kita erhalten, ist es zumindest eine Überlegung wert, ob wir diesen annehmen.
Das Thema Vorschule ist aber ein anderes Thema. Wir leben jetzt seit gut sechs Monaten und auch erstmal bis auf Weiteres, unsere Kita frei Geschichte und genießen die Zeit als Familie zusammen.
Die Zeit, wo andere Institutionen unseren Alltag bestimmen werden, kommt leider viel zu früh.