Spielplatztalk und Vorbild sein. „Brauchst du ´n paar an Buffi?“
Vorbild sein, fängt das nicht schon bei der (Aus)Sprache an und geht im Umgang mit unseren Kindern weiter?
Ja ich weiß, jeder drückt sich anders aus und jeder so, wie er es gelernt hat, wie es ihm/uns vorgelebt wurde. Es gibt die verschiedensten Dialekte, einige mag man, andere weniger.
Dann gibt es die regionalen „Slangs“, hier oben im Norden „Platt-Dütsch“ und einigen Hamburgern hört man an, dass sie aus Hamburg kommen. Das ist auch gut so! Ich liebe mein „Hamburch“ und unsere Aussprache.
ABER:
Der Satz in der Überschrift, gab uns gleich doppelt zu denken. Das ganze Szenario spielte sich auf dem Spielplatz ab, auf dem unser Sohn kletterte und rutschte. In der Nähe saß eine junge Frau, mit ihrer Mutter sowie zwei kleineren Kindern. Der Junge ein Tick jünger als unser, ich würde sagen, irgendwo zwischen zwei und drei Jahren. Sie unterhielten sich nicht leise, so musste ich weder lauschen, noch dicht dran sein, um jedes Wort zu verstehen. Sie sprach einen ordentlichen
„Hamburger Slang“
und drückte dem Kleinen ein Brot in die Hand. Er ging damit weg. Nach ca. 2 Minuten kam er zurück, ohne Brot.
Dann ging es los:
„Wo ist dein Brot?“
„WO IST DEIN BROOOT?“
„WO ist dein Brot, hab ich gefragt? Brauchst du ´n paar an Buffi oder was?“
Versteht mich nicht falsch, die Frau war körperlich nicht grob, aber dennoch war die Szene ein bisschen verstörend bzw. irgendwie auch traurig anzusehen.
Das kleine Kind stand eingeschüchtert und bedrückt vor ihr, hörte ihre scharfe Tonlage und vom Stil der Aussprache spreche ich mal nicht. Das Kind war überfordert und ich hätte ihn am liebsten an die Hand genommen und wäre mit ihm sein Brot suchen gegangen.
Davon abgesehen, dass es mir einfach leid tut, wenn Eltern so forsch mit ihren Kindern sprechen, wobei: von einem „Gespräch“ konnte ja keine Rede sein. Es war ein lautstarker Monolog, auf den das Kind keine Chance der Reaktion hatte, machte ich mir noch so Gedanken über die Art und Weise wie sie sprach.
Wie können wir ein Vorbild sein?
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich möchte nicht, dass mein Sohn mit Sätzen wie „Ey Alter“ oder „Brauchst du ´n paar an Buffi“ nach Hause kommt. Die unschönen Redensarten kann man noch weiterführen. Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. Kinder übernehmen alles, was wir ihnen vorkauen, vorsprechen und sie übernehmen auch, wenn andere Kinder mit ihnen sprechen.
Mein Sohn ist ein echter Hamburger Jung und ich wünsche mir nichts mehr, als dass er irgendwann auch etwas „nordisch“ spricht bzw. sprechen KANN.
Aber ich wünsche mir auch, dass er in der Lage ist, korrekte Sätze zu bilden, sich freundlich ausdrückt und nett zu anderen Lebewesen ist. Er darf gerne wie ein Hafenarbeiter schimpfen KÖNNEN, aber bitte auch in der Lage sein, sich den größten Teil des Lebens nicht so ausdrücken zu müssen.
Wie seht ihr das? Sehe ich das zu eng oder habt ihr ähnliches erlebt?
Vielleicht hatte die Mutter auch nur einen schlechten Tag. Niemand ist perfekt, unsere Kinder hauen uns auch manchmal Sätze um die Ohren, die sie nicht anders ausdrücken können.
Auch ich war schon zu hart zu meinem Sohn und habe mich bei ihm entschuldigt. Auch das bedeutet für mich Vorbild sein: Vorleben und zugeben zu können, wenn ich einen Fehler gemacht habe.