Schwangerschaftsdemenz oder „das verlorene Smartphone“
Schwangerschaftsdemenz
oder „das verlorene Smartphone“
Es war ein Tag Anfang Juni 2016, unser Baby war gerade 8 Wochen alt.
Zu diesem Zeitpunkt wurde er erst 2-3x für eine kurze Zeit von meiner Mutter, also seiner Oma betreut. So auch an diesem Tag.
Mein Mann und ich mussten einige Geschäfte abfahren und verschiedene Dinge erledigen und einkaufen. Am Ende unserer Tour stand noch ein Besuch im Baumarkt an.
Da ich ausnahmsweise mein eigenes Handy nicht mit hatte, fragte ich meinen Mann nach seinem. Er gab es mir und ich konnte meiner Mutter schnell noch einen Zwischenstand schicken, wo wir sind und das wir bald kommen.
Wir gingen in den Baumarkt, schauten uns an, was wir erledigen wollten und kauften, weswegen wir da waren. Wir waren happy, alles geschafft zu haben und endlich nach Hause zu unserem Krümel zu können.
Wieder im Auto sagte mein Mann „Gib mir mal bitte mein Handy“. Und ich: „Ich hab dein Handy nicht!“ Kurze Diskussion später, ich erinnerte mich, dass er es mir ja beim aussteigen gegeben hatte. Ich hatte aber KEINERLEI Erinnerung daran, dass ich das Handy im Baumarkt noch hatte, geschweige denn, wo ich es abgelegt habe.
Handy vergessen in der Schwangerschaftsdemenz
Plötzlich stieg dieses mulmige Gefühl in mir auf und in ihm brodelte es. Er versuchte aber, sich zusammen zu reißen. Wir gingen in den Baumarkt zurück, gingen ab, wo wir kurz davor waren, wo ich es abgelegt haben könnte. Er frage am Schalter, hinterlegte dort auch seine Nummer, falls es gefunden und abgegeben wird (tsss, ich hab schon längst den Glauben an die Menschen verloren. Das jemand ein neues, top gepflegtes (und leider auch noch nicht abgezahltes) Smartphone abgibt, das hätte mich doch sehr gewundert).
Er rief seine Nummer noch vom Baumarkt aus an. Zuerst klingelte es, beim zweiten Versuch war es ausgeschaltet. Es war also klar, dass es jemand gefunden und ausgemacht hat. Ergo, es auch behalten will.
Mein Mann war fertig mit den Nerven und ich auch. Mich plagte das schlechte Gewissen. Weiß ich doch, wie sehr er seine Technik hegt und pflegt.
Die Trauer
Das das verlorene Smartphone kosten und natürlich auch Mühen verursachen wird, ist eine Sache. Zum Glück ist mein Mann super organisiert und nach fast 14 Tagen Handyabstinenz (ja, das geht tatsächlich!) konnte er alle seine Daten wieder auf das neue Smartphone aufspielen. Soweit so gut.
Nun kommt das große ABER! Sein Handy war VOLL von Säuglingsfotos! Natürlich hat er seit der Geburt zig Fotos unseres Babys gemacht. Er hat mich noch am Entbindungstag fotografiert, Fotos von den ersten Minuten und Fotos der letzten 8 Wochen.
Was ist das für ein Mensch, der solche Fotos auf einem Handy sieht und den dann kein schlechtes Gewissen plagt, dieses Handy zu behalten? Der Verlust des Handys war schon schmerzlich, aber zu wissen, dass es solche Menschen unter uns gibt, verletzt mich noch mehr. Schwangerschaftsdemenz ist wirklich lästig.
Wären diese Fotos alle verloren gewesen, hätte ich mich wohl kaum wieder aufrappeln können. Der Verlust wäre wirklich zu groß gewesen. Gott sei dank war es aber so, dass wir uns gegenseitig die süßesten und besten Bilder immer zugeschickt haben. So hatte ich fast alle Fotos auch auf meinem Handy. Welches ja Gott sei Dank, trocken und sicher zuhause lag.
Ein paar Fotos waren wohl verloren. Im Nachhinein haben wir aber noch das eine oder andere zuhause auf der Festplatte entdeckt. Wir hatten also bereits schon einige Fotos zuhause gesichert. Diese Fotos zu finden war ein Glücksgefühl!
Als wir an diesem besagten Tag aus dem Baumarkt kamen, war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ich wusste, wie sehr er sich zusammen reißt.
Verzeihen…
Am nächsten Tag schickte mir mein Mann aus der Firma einige Artikel zum Thema „Stilldemenz / Schwangerschaftsdemenz“ zu. Dieses Phänomen gilt auch für Fläschchen-Mamas (wie mich)!
Nach der Geburt eines Babys ist in uns Frauen alles auf das Baby gepolt. Wir sind mit dem Kopf komplett bei dem Baby und verdrängen alles andere. Ich war schon immer vergesslich, aber DAS setzte selbst meiner Vergesslichkeit die Krone auf. Es machte mir sogar richtig Angst.
Als mein Mann mir dann diese Artikel schickte mit den Worten, er hätte jetzt sogar ein schlechtes Gewissen weil er böse auf mich war und nun könne er alles besser verstehen, trieb mir die Tränen in die Augen. Ich war einerseits so gerührt davon, dass er nicht mehr böse auf mich war und andererseits so erleichtert, dass mit mir doch alles in Ordnung war. Dieses Niveau der Vergesslichkeit hat mir wirklich Angst gemacht.
Es kam in den Wochen vorher schon mal vor, das ich zum Beispiel etwas suchte, das ich gerade noch in der Hand hatte und das stand dann plötzlich im Flur. Oder ich habe eine Schale mit Obst in den Küchenschrank gestellt.
Plötzlich ergab das alles einen Sinn!
Frauen – habt keine Angst! Diese Phase geht vorüber und wird wieder besser!
Männer – bitte habt Verständnis, wenn eure Frauen „neben der Spur“ sind. Es geht vorbei und sie werden es euch danken!
Schatz – danke!!!
Habt ihr in der ersten Zeit eures Mamalebens auch so etwas in der Schwangerschaftsdemenz erlebt?
Hier findet ihr alle Beiträge rund um Schwangerschaft und Baby auf meinem Pinterest Board.