Schwanger mit 48 durch Insemination mit Spendersamen im natürlichen Zyklus
Öko Kinder

Durch Insemination zum Glück – Schwanger mit 48

Magst du kurz von dir erzählen: Falls du mehrere Kinder hast, wie alt sind die? Wie alt warst du bei den Geburten? 

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Hallo ihr Lieben, ich bin Nadine und bin durch Insemination mit 47 schwanger geworden. Mit 48 habe ich mein erstes Kind bekommen. Mein Sohn ist jetzt knapp 6 Monate alt.

Falls du vor der Insemination noch keine Kinder hattest, magst du uns von deiner Geschichte erzählen? Wie kam es dazu, dass du bis in die 40er kinderlos geblieben bist? Bewusste Entscheidung oder die Folge von verschiedene Faktoren?

Es war keinesfalls eine bewusste Entscheidung, denn ich wollte eigentlich spätestens mit 30 mein erstes Kind bekommen. Leider haben die Männer da nie mitgespielt, sie wollten kein Kinder oder konnten keine zeugen. Ich hatte durch mehrere, längere Beziehungen immer wieder das gleiche Problem und mich aus diesem Grund auch aus Beziehungen getrennt, denn mein Kinderwunsch war für mich nicht verhandelbar.

Eine Leben ohne Kind konnte ich mir einfach nie vorstellen, war die Liebe auch noch so groß.

Wann entstand der Gedanke an eine Insemination?

Nachdem auch mein aktueller Partner irgendwann doch kein Kind mehr wollte, aufgrund seiner Lebensumstände, der aktuellen Lage im Weltgeschehen, seines Alters von 55 Jahren usw., lag ich an meinem 45. Geburtstag nachts weinend im Bett und habe mich zerfleischt mit Selbstvorwürfen.

In dieser Nacht wurde mir 100% klar, dass ich meinen Kinderwunsch viel zu lange an die Partner geknüpft hatte.

Ich las in dieser Nacht viel über die Chancen, mit 45 noch schwanger zu werden und es war nicht gerade ermutigend. Dennoch rief ich direkt am nächsten Tag in der Kinderwunschklinik an, um meine allerletzte Chance wahrzunehmen und mich als sozusagen Single behandeln zu lassen.

Der behandelnde Arzt klärte mich über die Möglichkeiten auf:

Die Chancen mit IUI im natürlichen Zyklus schätzte er auf 0,22 bis max. 2%, weil ich so gesund gelebt habe. Große Hoffungen machte er mir allerdings nicht.

Und dann hiess es auch noch: „Selbst wenn sie schwanger werden, heisst es noch lange nicht, dass sie ein Kind bekommen.“

Ich hatte aber schon immer ein sehr gutes Vertrauen in meinen Körper und hatte das Gefühl, dass ich ihm das absolut noch zutrauen kann. Meine Frauenärztin bestärkte mich darin. Ich entschied mich dann für IUI im ganz natürlichen Zyklus, also praktisch fast wie normaler Verkehr. Ich dachte mir, entweder schafft mein Körper das noch so oder es soll vielleicht nicht mehr sein. Um jeden Preis erzwingen wollte ich nichts, auch wenn ich jede Frau verstehen kann, die am Ende alle Register zieht.


Anmerkung der Redaktion: Es gibt zwei Arten der IUI. Wird der Samen des Ehemannes verwendet, ist das die homologe Insemination und wird der Samen eines Spenders verwendet, ist das die heterologe Insemination.


Hast du dich je mit Co-Parenting als potentielle Singlemama beschäftigt?

Ja, das habe ich tatsächlich und zwar nach meiner letzten Beziehung. Diesem Mann sagte ich, wie allen anderen bereits zu Anfang der Beziehung, dass ich mir mindestens ein Kind wünsche. Ich war da Mitte 30. Er sagte, das könne er sich gut vorstellen, wenn es sich um die Frau seines Lebens handelt.

Nach 2 Jahren Beziehung und Andeutungen von ihm, dass man doch heiraten und zusammen ziehen könne sagte ich: „Nun, wie ist es denn dann mit dem Baby, ich bin dann ja doch wohl die Frau deines Lebens?“

Es kam dann die Antwort: „Ach, eigentlich wusste ich schon mit 18, dass ich keine Kinder will.“ Bäm.

Wir haben uns dann noch ein weiteres halbes Jahr gequält und diskutiert, bis ich mich schließlich getrennt habe. Ich war zu dieser Zeit sehr verzweifelt und habe sehr schnell über Co-Eltern.de einen netten Spender gesucht und getroffen. Nach drei misslungenen Versuchen ging er leider zu seiner Ex-Freundin zurück und stand als Spender nicht mehr zur Verfügung. Aufgrund der ganzen rechtlichen Unsicherheiten muss ich allerdings heute sagen, würde ich diesen Weg auch nicht nochmals gehen. Ich bin allerdings auch von Haus aus Juristin und die denken ja bekanntlich an jedwede Eventualität 😉

Als sich der Gedanke an die künstliche Insemination im Spontanzyklus verfestigte, wie bist du damit nach außen umgegangen? Wusste dein Umfeld bescheid?

Ich habe meinen Eltern, meinem Partner und meinen zwei besten Freundinnen davon erzählt, sonst wusste vorerst niemand davon. Besonders schwierig war es, dass im Job geheim zu halten, da ich ja immer zu den Terminen in die Kinderwunschklinik musste und das irgendwie mit den Arbeitszeiten vereinbaren.

Wie kann man sich den Ablauf vorstellen und hast du dich gut aufgehoben gefühlt?

Ich war im Kinderwunschzentrum Mainz bei Prod. Dr. Steck. Ich habe zu schätzen gewusst, dass er mir keine falschen Hoffungen gemacht hat und mir weitestmöglich Eigenregie ermöglicht hat. Wir haben alles besprochen, doch enstchieden habe ich letztlich selbst, so z.B. auch, dass ich nach den Inseminationen kein Progesteron nehmen möchte. Ich hätte mir vielleicht noch mehr Tipps dazu gewünscht, wie ich meine Chancen z.B. durch Nahrungsergänzungen oder andere Vorgehen verbessern kann. Diese Infos habe ich mir allerdings weitestgehend selbst aus Studien zusammengesucht und hier mal für alle, die es interessiert zusammengefasst: √ Fruchtbarkeit erhöhen: Nahrungsergänzungsmittel und weitere Tipps (terraveggia.de)


Anmerkung der Redaktion: Das körpereigene Hormon Progesteron wird im Falle von multiplen Fehlgeburten oder nach künstlichen Befruchtungen verschrieben. Hier findet ihr eine Zusammenfassung verschiedener Erfahrungsberichte zum Thema Progesteron.


Gibt es rechtliche Punkte, die beachtet werden müssen oder andere Voraussetzungen? Zum Beispiel gibt es auch ein maximales Alter der Frau?

Als ich in die Behandlung ging glaube ich nein, das wird wohl von Klinik zu Kilinik entschieden, wie lange man die Frauen behandelt. Auch für mich als SIngle gab es keine besonderen Vorgaben. Zumindest in meiner Klinik gibt es mittlereile sogar explizit eine Seite für Single-Frauen, es scheint also in Deutschland auch leichter geworden zu sein. Von einer Freundin weiß ich jedoch, dass sie eine Art kostenpflichtigen, anwaltlichen Beratungstermin für Singles wahrnehmen musste, das scheint neu zu sein.

Das „goldene Ei“

Wie schnell hat es dann mit einer Schwangerschaft geklappt und wie alt warst du dabei? Und wie erging es dir während der Schwangerschaft und der Geburt?

Ich habe mit Anfang 45 angefangen und war dann mit 47,5 schwanger. Zwischendrin musste ich immer mal wieder Monate aussetzen, aufgrund von Urlaub, Corona oder weil das Ei mal wieder am Sonntag springen wollte.

Ingesamt habe ich 20 Inseminationen gebraucht, jede Menge, wenn man die Kosten bedenkt. Andererseits habe ich mir während der Behandlung immer wieder vor Augen geführt, dass auch manche jungen Paare in meinem Umfeld ein oder zwei Jahre probieren mussten, bis es geklappt hat. Meiner Meinung nach geben viele ältere Frauen zu früh auf. So empfehlen z.B. die Kliniken oft nur 6 Inseminationen und wollen dann zur nächsten Behandlungsmethode übergehen. Wenn aber medizinisch, außer dem Alter, keine Probleme vorliegen, würde ich mich dagegen entscheiden.

Das „goldene Ei“ zu finden ist vor allem ab 45 halt doch auch ein bisschen Lotterie. Bei mir denke ich im Nachhinein, dass mir Arginin gefehlt hat, sonst hätte es wohlmöglich früher geklappt, siehe auch mein Blogpost.

Während meiner Schangerschaft ging es mir ausgezeichnet, ich muss sagen, dass ich wirklich gerne schwanger war. Ich habe mich rundum wohl und schön gefühlt. Ich hatte aber zum Glück auch so gut wie keine Probleme wie Übelkeit usw.

Nadine

Ich habe noch bis kurz vor der Geburt in High Heels intensiv argentinischen Tango getanzt und war topfit. Ich denke daher, dass der Verlauf einer Schwangerschaft gar nicht viel mit dem Alter zu tun hat, sondern vor allem mit der allgemeinen Gesundheit und Fitness, vieleicht auch mit den genetischen Anlagen und vor allem einfach mit einer großen Portion Glück. Freundinnen, die wesentlich jünger ihre Kinder bekommen hatten, hatten da viel mehr Glück als ich.

Ich habe während der Schwangerschaft alle pränatalen Diagnostiken in Anspruch genommen, hatte aber von Anfang an ein gutes Gefühl. Dennoch schwebt natürlich z.B. die Statistik zu Trisomien in meinem Alter immer im Hinterkopf mit. Dari hat sich aber wirkich prächtig entwickelt und es gab seitens meiner Gynäkologin nie Anlass zur Sorge.

(Anmerkung: Wenn ihr auf Nadines Foto klickt, kommt ihr zu ihrem Instagram-Account. Dort findet ihr auch Verlinkungen zu ihrem TV-Beitrag).

Die Geburt selbst ist dann nicht ganz so gelaufen wie gewünscht. Ich war bereits einige Tage überfällig, weshalb man mir dann schon rein des Alters wegen zur Einleitung mit Angusta Tabletten riet. Wenn ich nochmal gebären würde, würde ich mich anders entscheiden.

Jedenfalls habe ich eingewilligt und drei Tage mit Einleitungen verbracht, hatte zwar nachts Wehen, durch die ich kaum schlafen konnte, diese waren aber nicht stark genug. Tags hing ich dann jeweils für mehrerere Stunden am CTG. Am 4. Tag wurde dann mit Gel eingeleitet, was zunächst endlich zu normalen Wehen führte, schließlich gegen Abend aber zu einem unerträglichen Wehensturm.

Ich habe 4 Stunden ausgehalten, mir dann aber am Ende doch eine PDA machen lassen. Am Morgen war der Muttermund dann endlich offen, Daris Herztöne fielen aber immer wieder ab und er wollte einfach nicht tiefer rutschen. Am Ende hiess es dann, die Nabelschnur liegt im Weg und dann gab es einen Kaiserschnitt. Auch davon habe ich mich aber sehr schnell erholt.

Wie hat dein Umfeld auf die Schwangerschaft reagiert? Als ü40 Mama steht man ja  manchmal Vorurteilen gegenüber, hast du davon etwas mitbekommen?

Mein Umfeld hat super reagiert, angefangen von Familie und Freunden, über Kollegen und Chefs bis zu Ärzten haben sich alle für mich gefreut. Negative Kommentare gab es, wenn überhaupt, nur auf Social Media, aber auch das extrem selten, was mich gewundert hat.

Gibt es Dinge, die du machst oder beachtest, um dein Kind (vor Vorurteilen oder Sprüchen anderer) zu schützen? 

Nun ja, ich färbe mir die ersten grauen Haare und versuche, mich noch fitter zu halten, als ich es sonst vermutlich ohnehin tun würde. Es muss ja nicht unbedingt sein, dass jeder mich für die Oma hält.

Wie geht es dir körperlich? Ich fragen, weil die Frage von Leserinnen immer wieder auftaucht, ob sie sich mit ü40 noch eine Schwangerschaft und das Leben mit Baby zutrauen können.

Auf jeden Fall kann man sich das zutrauen! Meine Freundinnen und Bekannte habe ihre Kinder alle viel früher bekommen und hatten teils viel mehr Probleme als ich.

Natürlich ist es von Vorteil, fit und gesund zu sein. Dari z.B. ist schon jetzt sehr groß und schwer und wer in dem Alter dann schon an Rückenbeschwerden leidet, könnte natürlich Probleme bekommen. Ich habe auch null Probleme mit Schlafmangel, jedenfalls nicht mehr, als meine jüngeren Freundinnen hatten.

Ich hatte etwas Angst davor, dass mein Bauch vielleicht sehr unter der Schwangerschaft leidet, immerhin ist das Gewebe nicht mehr wie bei einer 30-jährigen. Aber auch da hatte ich viel Glück, trotz eines echt großen Bauchs habe ich nur 12 kg zugenommen, habe keinerlei Risse und hatte nach der Geburt sofort wieder mein Normalgewicht. Ich denke daher, die Veranlgaung und was man daraus mit gesundem Lebensstil macht, spielt eine viel größere Rolle, als das Alter.

Aber selbst, wenn die Ausgangsvoraussetzungen nicht ideal sind: Ich habe während meiner Kinderwunschreise in Foren soviel Frauen kennengelernt, die spät schwanger geworden sind, obwohl man es ihnen vielleicht nicht so zugetraut hätt. Z.B. solche mit Autoimmunkrankheiten, schwerem Übergewicht, nach Krebsbehandlungen oder solche mit extrem niedrigem AMH Wert.

Wunder gibt es immer wieder und öfter als man denkt!

 Wenn du jetzt alles revue passieren lässt, wie geht es dir/euch heute?

Dari war die beste Entscheidung meines Lebens, ich würde nichts anders machen wollen!

Klar ist es eine Umstellung, gerade wenn man wie ich, bis auf 3 Jahre, sein Leben lang allein gelebt hat und tun und lassen konnte, was man wollte. Und klar ist es als Alleinerziehende nicht ganz so einfach, vor allem finanziell.

Am meisten nage ich zur Zeit darauf herum, dass ich gezwungen bin, Dari schon mit 14 Monaten ganztags in die KITA zu geben. Und auch das Thema Alter beschäftigt mich etwas mehr, als das vor der Geburt der Fall war. Der Gedanke, dass ich irgendwann mal nicht mehr für ihn da sein könnte, selbst wenn er dann schon ein erwachsener gestandener Mann ist, treibt mir die Tränen in die Augen.

Gibt es noch etwas, dass du anderen mit auf den Weg geben möchtest, falls sie über das Thema nachdenken?

Oh so vieles! Einfach machen und nicht so schnell aufgeben!

  • Im schlimmsten Fall, seht die Ausgaben als Investition in eure geistige Gesundheit, auch wenn es am Ende nicht klappen sollte. Ich jedenfalls hätte mir nie verziehen, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte. So früh wie möglich anfangen und nicht so lange warten wie ich.
  • Bevor ihr anfangt, alle wichtigen Blutwerte und Hormone checken und auch das Aminogram nicht vergessen.
  • Alles was fehlt und was förderlich ist für die Gesundheit und Verjüngung der Zellen dem Körper zuführen: Vitamine, Antioxidantien, Mineralstoffe und Aminosäuren und hier nicht sparen.
  • Vor der Behandlung auf jeden Fall zuindest eine Hicosy Untersuchung über die Durchlässigkeit der Eileiter machen.
  • Nicht nach jedem misslungenen Versuch tagelang trauern, das führt zu nichts… Kopf hoch und auf den nächsten Versuch freuen!
  • Und lasst euch nicht von Statistiken verrückt machen, was die Gesundheit eures Kindes angeht. Die Chance auf ein gesundes Kind ist immer noch weiter höher als die auf ein krankes.
  • Man sagt ja immer, der Körper sucht vor jedem Sprung das beste noch verfügbare Ei aus. Und man fragt sich dann natürlich, was soll bei so einem alten Ei denn rauskommen, das ist ja dann wohl Ausschussware, Resteposten oder sowas? Und nun schaue ich mir meinen Dari an und denke, wie hätte ein jüngeres Ei in irgendeiner Weise „besser“ sein sollen? Dari ist groß, kräftig, gesund, hübsch, intelligent und super lieb, was will ich denn mehr? 

Zum Abschluss will ich euch mein Motto mitgeben, dass mich durch diese Zeit getragen hat:

“Magic happens when you don’t give up, even when you want to. The universe always falls in with a stubborn heart.”

JM Storm

One Comment

  • Anita

    Was für eine ermutigende schöne Geschichte und vorallem dass DU deinen Traum nicht aufgegeben hast und DEINEN weg gegangen bist und daran geglaubt hast. Wirklich toll! ❤️ Wünsche euch alles alles Liebe 🍀

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