Immersives lernen: Englisch in der Grundschule
Was ist immersives Lernen, wie funktioniert das Konzept und wie lernen Kinder generell Englisch in der Grundschule? Heute möchte ich beiden Punkten nachgehen, denn es sind tatsächlich zwei unterschiedliche Konzepte.
Mein schulpflichtiger Sohn besucht eine immersive Englisch-Grundschulklasse.
Welche Grundschulen dieses Konzept in Hamburg anbieten, erfahrt ihr auf der jeweiligen Homepage der Schulen in eurem Umkreis. Eine erste Übersicht findet ihr ganz unten im Beitrag!
Zufälligerweise war das bei uns auch unsere Einzugsschule, also in der Nähe unseres Wohnortes. Man darf ja auch mal Glück haben. Obwohl wir überlegt hatten, ein anderes Schulmodell zu wählen (zum Beispiel Montessori, welche bei uns im Ort wunderschön angelegt ist). Für diese alternative Schulform hätten wir aber jeden morgen das Auto benutzen müssen. Wir haben uns aus diesem Grund sowie aus finanziellen Gründen, dann doch für unsere öffentliche Grundschule entschieden.
Als ich mir die Homepages der Grundschulen in unserem Umkreis anschaute, fiel mir bei dieser Schule der Punkt: „immersives Lernen“ ins Auge. Unsere Schule setzt dieses Konzept bereits seit etlichen Jahren um.
Zufälligerweise hatte unser dort auch seine 4,5-jährigen Vorstellung und wir haben ihn im Anschluss dort auch zur Vorschule angemeldet.
Von 4 Zügen (also 4 ersten Klassen, die gleichzeitig eingeschult werden), gab es bisher eine Englischklasse. Mit Einschulung unseres Sohnes wurden zum ersten Mal 5 Züge und davon bereits 2 immersive Englischklassen geöffnet. Die Nachfrage steigt also, allerdings müssen auch entsprechende Klassenlehrer*innen für dieses Konzept gefunden werden.
Immersives Lernen in der Grundschule
Immersives lernen ist ein Lernkonzept, bei der Kinder keine Vokabeln einer Fremdsprache auswenig lernen und in ihrer Aussprache auch nicht korrigiert werden. Sie lernen quasi NUR durch zuhören und Wiederholung.
Du kannst es dir durchaus so vorstellen, dass die Kinder anfangs kaum ein Wort verstehen und ja, das ist irritierend. Wenn aber jemand 5x morgens zu dir „Good Morning“ sagt, dann verstehst du irgendwann, dass das wahrscheinlich „Guten Morgen“ heißt. Du kannst es dann auch schon aussprechen. Die Kinder lernen durch zuhören, zeigen, benennen und Wiederholung.
Die Lehrerin zeigt immer wieder auf ihren blauen Ordner und sagt den Kindern dazu: „Take your blue folder“. Mit der Zeit lernen sie, „blue folder“ = aha, blauer Ordner, ich soll den blauen Ordner nehmen.
Der Unterricht einer immersiven Klasse sollte zu 50 % bis 70 % aus der (in unserem Fall englischen) Fremdsprache bestehen.
Um das Beispiel mal umzudrehen: Es gibt im Ausland, Südamerika, Finnland etc, immersive Deutsch-Klassen.
Bevor ihr euer Kind für immersives lernen an einer Grundschule anmeldet, gibt es dazu Informationsabende von den entsprechenden Schulen und auch Dokumentationen, die ihr euch zu dem Konzept anschauen könnt.
Also bis zu 70 % des Unterrichts finden auf Englisch statt. Nur der Deutschunterricht nicht, aber ja, selbst Mathe wird auf englisch durchgeführt. Unsere Klassenlehrerin ist englische Muttersprachlerin und hat das knallhart durchgezogen.
Ehrlicherweise muss ich dazusagen, dass mein Sohn das gar nicht so toll fand, gerade in Mathe. Er hat häufig die Aufgabenstellung nicht ganz verstanden.
Bei uns fand nach 1,5 Jahren, also Mitte Klasse 2 ein Lehrerwechsel statt. Unser immersiver Unterricht konnte daher leider nicht voll aufrecht erhalten werden. Mein Sohn begrüßt das und hat einen riesen Mathe-Schub gemacht. In seiner Klasse findet (aktuell) nur noch die Morgen-Routine vor Unterrichtsbeginn auf englisch statt (Bennung des Wochentags, des Datums und der anstehenden Unterrichtsstunden) sowie der Biologie-Unterricht (Science) mit 2 Stunden die Woche.
Ob sich das wieder ändert und die alte Lehrerin zurückkehrt, weiß aktuell niemand. Aber so ist das Leben, manche Dinge kann man nicht absehen und muss sie nehmen, wie sie kommen.
Voraussetzungen für immersives lernen:
Dein Kind sollte seine Erstsprache (das muss nicht zwingend deutsch sein!) sehr gut beherrschen. Auch Kinder, die bereits zweisprachig aufwachsen, können immersiv die 3. Sprache lernen. Wichtig ist dabei nur, dass sie eine der beiden Sprachen, die zuhause gesprochen werden, gut bis sehr gut sprechen können.
Die Eltern müssen mitarbeiten! Ihr könnt euer Kind nicht komplett sich selbst überlassen. Es ist wichtig, dass zuhause viel auf deutsch gelesen wird, (auch bei deutschen Muttersprachlern!).
Beim ersten Elternabend zu Beginn der ersten Klasse, wurde uns mitgeteilt, dass die Kinder nach Abschluß der 4. Klasse auf dem Englischstand einer ca. 8 Klasse sein sollen. Das sehe ich aktuell nicht so. Dies kann aber auch unserer Klassensituation und dem Lehrerwechsel geschuldet sein. Aber ich lass mich gern überraschen.
Mein Sohn steht erst am Ende der 2. Klasse, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Klasse noch so einen Schub macht. Das mag aber in anderen Englischklassen anders aussehen.
Mein Sohn kam im letzten Winter mit englischen Winter- und Weihnachtsliedern sowie Gedichten nach Hause. Das ist schon toll, wenn dein Kind dir ein englisches Lied vorsingt oder ein englisches Weihnachtsgedicht aufsagt. Auch wenn er keine Ahnung hatte, WAS er da sagt oder singt! Denn die Übersetzungen lernen sie leider nicht dazu. Das haben wir dann gern zuhause nachgeholt und so hat er zuminest ein bißchen verstanden, was er singt oder aufsagt.
Billinguale Kitas und Schulen: Informationen über immersives Lernen
Hier auf der Seite des Vereins für frühe Mehrsprachigkeit Informationen über billinguale Kitas und Schulen in Deutschland UND im Ausland.
Englisch in der Grundschule
Ich weiß nicht, wie das in anderen Bundesländern ist. In Hamburg haben die Kinder in nicht-immersiven Klassen ab Klasse 1 Englisch in der Grundschule, nämlich eine Stunde pro Woche.
Um das mal in Prozente umzurechnen:
Wochenstunden gesamt | davon Englisch | in % pro Woche | |
immersives Lernen | 25 | ca. 17 Std | 70 % |
Deutschklasse | 25 | 1 Std | 2,5 % |
Auf 17 Englischstunden kam unsere Klasse, meiner Meinung nach nicht, aber auf die 50 % durchaus.
Englisch gehört heute zum Alltagsleben irgendwie dazu. Sicher an einigen Stellen nicht so sehr und dafür an anderen vermehrt. Fakt ist, dass es durchaus Erleichterung bringt, wenn man eine Fremdsprache, insbesondere englisch, gut beherrscht. Selbst wenn wir sie nicht gut sprechen können, ist es viel wert, zumindest etwas zu verstehen. Sei es an ausländischen Flughäfen, auf internationalen Webseiten oder Hinweisschildern. Englisch begegnet uns selbst im Alltag, immer wieder.
Geht es irgendwann auf die weiterführende Schule, können die Kinder meist zwischen Schwerpunkten wählen. Einige Kinder aus immersiven Englischklassen entscheiden sich dafür, die Sprachen weiter zu vertiefen, andere haben andere Interessen. Zumindest haben die Kinder aus einer immersiven Grundschulklasse eine gute Grundlage erlangt.
Immersives Lernen in Hamburg und Umgebung
In Hamburg gibt es mehrere Grundschulen, die immersiven Englisch-Unterricht anbieten. Hier folgt eine Liste mit Grundschulen. Interessiert ihr euch für immersive, weiterführende Schulen, ist das Angebot größer.
- Max-Eichholz-Ring in 21031 Hamburg-Bergedorf
- Rudolf-Roß-Schule 20553 Hamburg-Neustadt
- Schule An der Gartenstadt in 22047 Hamburg
- Anton-Rée-Schule in 21035 Hamburg-Allermöhe
- Elbinselschule sowie 21109 Hamburg-Wilhelmsburg
- Schule Vizelinstraße in 22529 Hamburg-Eppendorf
Solltet ihr weitere Schulen kennen, die immersives lernen anbieten, schreibt sie bitte unbedingt in die Kommentare zur Ergänzung dieser Liste! Auch wenn die Schulen bereits in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein, aber dicht an der Grenze zu Hamburg liegen.
Würdet ihr euer Kind in eine immersive Englischklasse einschulen oder hättet ihr wegen irgendetwas Bedenken?
Hier findet ihr ein Interview mit einer Grundschullehrerin zum Thema Einschulung und hier stelle ich euch unser extra für die Grundschule entworfenes Hausaufgabenheft/Lerntagebuch vor.