10 Gründe für späte Mutterschaft
Gründe für späte Mutterschaft gibt es viele, aber darüber macht sich so manches Umfeld keine Gedanken. Bekommen Paare, (vorrangig dreht es sich nun mal um Frauen), potentielle Mütter, erst mit Ende 30, geschweige denn mit über 40 Jahren ihr erstes Kind, stehen sie so manchem Vorurteil gegenüber.
Durch meine ü40-Community auf meinem Instagram-Account und auch die ganzen, privaten Geschichten und Schickssalsschläge der über 350 Frauen in meinerprivaten Facebook-Gruppe, einer Art späte Mütter Forum, habe ich inzwischen einen tieferen Einblick für mögliche Gründe einer späten Mutterschaft erhalten.
Mutter mit über 40
Der Klassiker: Karriere und berufliche Stabilität
Ich bin der Meinung, das ist der Hauptgrund, den Außenstehende als erstes vermuten, wenn eine Frau mit über 40 ein Kind bekommt.
- „Sie hat sich ja so entschieden“.
- „Estmal leben, feiern, Reisen“.
- „Total egoistisch, erst an sich denken und dann so spät diese Risiken auf sich nehmen.“
Selbstverständlich gibt es diese Entscheidungen, aus genau diesen Gründen, ABER lasst euch gesagt sein – das ist nicht die Mehrhheit.
Meinung ändern
Wie meine ich das? Ich falle in genau diese Kategorie. Tatsächlich konnte ich mir nie vorstellen, Mutter zu werden und das, obwohl ich einer langen Beziehung lebte. Erst mit Ende 30, als mein Mann „Druck“ machte, wurde das Thema intensiver und ich änderte meine Meinung. Jetzt, wo ich weiß, wie großartig Kinder sind, hätte ich so gern noch mehr von ihnen gehabt.
Beziehungsdynamik oder auch „Hinhaltetaktik“
Mutter mit über 40 werden zu wollen, ist nicht immer die eigene Entscheidung. Tatsächlich habe ich folgende Geschichte nun schon mehrfach gehört:
Der Partner möchte noch keine Kinder und erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der Planung beginnen. So vergehen dann mal schnell 10 Jahre Partnerschaft und plötzlich ist der Partner weg! Entweder er entscheidet sich sehr spät dafür, definitiv keine Kinder zu wollen, sodass Frau kaum noch Zeit bleibt ODER er wechselt zu einer anderen Frau und bekommt mit ihr plötzlich ein Baby. Die Ex-Partnerin steht dann mit Ende 30 oft da und versteht die Welt nicht mehr. Klingt traurig und/oder naiv? Nein, das ist leider Realtität.
Single-Zeit/Partnerwahl
Es gibt genug Frauen, die gern Kinder gehabt hätten, aber „der richtige Partner“ war einfach nie dabei. Plötzlich verlieben sie sich mit Ende 30 nochmal und der Kinderwunsch wächst.
Neue Liebe – neues Glück
Viele Frauen heiraten ganz klassisch in ihren 20ern und bekommen Kinder, leben ihr Leben. Einige Beziehungen halten für die Ewigkeit, aber seien wir ehrlich, das sind die wenigsten. Häufig folgt eine Trennung, die Partner verlieben sich irgendwann neu, finden sogar erst im höheren Alter „die Liebe ihres Lebens“ und wünschen sich ein gemeinsames Kind. Das sind dann häufig die Nachzügler. Mütter mit über 40 Jahren können genauso gut auch Mütter in ihren 20ern oder 30ern geworden sein! Dieses „Konzept“ finde ich persönlich ganz wunderbar, weil die Nachzügler der vermeintlich „älteren Eltern“, im eigenen Erwachsenen-Alter ihre Geschwister zum Austausch haben. Aber natürlich sind Geschwister kein Garant dafür, dass diese im Alter untereinander eine harmonische Beziehung zueinander haben. Davon können (leider) auch einige Geschwister ein Lied singen.
Langer, unerfüllter Kinderwunsch
Von einem unerfüllten Kinderwunsch spricht man bereits, wenn nach einem Jahr des Versuchens keine Schwangerschaft eingesetzt hat. Nun gibt es Paare, die über 10 Jahre versuchen, schwanger zu werden. Eine Dekade! Erfolglos! Diese Paare haben meist wahnsinnig viel hinter sich und auf sich genommen, um ihrem Wunsch nach einem Baby näher zu kommen. In der Regel haben die meisten Paare, die mehrere Jahre kinderlos bleiben, bereits eine oder mehrere erfolglose Kinderwunschbehandlungen hinter sich.
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, unter Einsatz von Medikamenten, Eileiterspülungen, Spritzen, Hormonen, Punktionen bis hin zur Eizellspende im Ausland. Alles bietet KEINE Garantie auf Erfolg und kostet eine Menge Geld!
Jetzt wird es ein bißchen unschöner, denn an diese Möglichkeiten für späte Mutterschaft denken im ersten Moment wahrscheinich die wenigsten.
Kindstod
Verwaiste Paare. Eltern, die ihr Kind verloren haben. Ich meine hier nicht nur den bekannten, plötzlichen Kindstod, sondern auch den Tod des Kindes durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit. Ich weiß nicht, wie man so einen Schicksalsschlag überstehen kann, aber es gibt sie, diese Paare, die ein oder sogar mehrere Kinder betrauern. Die daran nicht zerbrechen und sich irgedwann wieder für ein Baby entscheiden.
Hierzu gehören natürlich auch die Eltern, die ihr Kind bereits im Bauch der Mutter verlieren. Das Herz hört einfach auf zu schlagen. Selbst in der 37./38./39. Ssw, in der wir uns alle so sehr auf unser Baby gefreut haben, alles ist vorbereitet, jeder kennt deinen Babybauch und plötzlich ist da nichts mehr. Das Baby ist aus unerklärlichen Gründen gestorben und muss still geboren werden.
Diese Eltern haben vielleicht kein Kind an der Hand, aber sie sind Mutter und Vater geworden. Solche Schläge müssen oft jahrelang verdaut werden, bevor das Paar wieder bereit für eine Schwangerschaft ist. Und vielleicht ist die Frau dann schon 38 oder 40 oder älter.
Mehrfache Fehlgeburten
All die Fehlgeburten, die so viele Paare hinter sich haben, die gehören ja schon fast zum „Alltag“ und doch werden sie selten thematisiert. Diese Fehlgeburten sind oft Teil eines jahrelangen Kinderwunsches. In manchen Fällen am Ende mit Happy End, in manchen Fällen aber leider auch nicht. Manchmal vegehen zwischen den Kindern an der Hand, mehrere Jahre und sogar Jahrzehnte.
Gesundheitliche Überlegungen
Wie komme ich auf all diese Sachen? Magersucht, Depressionen, Multiple Sklerose, Krebs und allem voran auch nicht zu vergessen: Edometriose. Krankheiten sind vielfältig und können auch ein Grund sein, warum ein Baby nicht in die gesellschaftlich anerkannte Altersphase der Mutter passt. Die Frau muss sich selbst erstmal heilen, gesund werden und Kraft tanken, Ops hinter sich bringen, teilweise um ihr Leben kämpfen. In dieser Zeit bleibt meist kein Raum für Kinderplanung. Ist die Krankheit überstanden oder gut eingestellt, wächst der Kinderwunsch.
Äußere Umstände
Nicht zu vergessen auch noch die äußeren Umstände, wie das Pflegen eines Elternteils, Existenzängste, (vermeintlich) zu wenig Wohnraum, Geldsorgen sowie die Angst vor veränderung.
Späte Mutterschaft ist nicht immer automatisch mit Egoismus verbunden. Ein gesunder Egoismus ist für mich übrigens völlig in Ordnung. Ich habe gut gelebt, gefeiert und bin nun mit Herzblut Mutter mit über 40 – sogar zweifach. Meine Geschichte ist simpel und ich hatte einfach eine riesen Portion Glück. Glück, dass ich trotz meines Alters Mama sein darf.
Dieses Glück haben aber nicht alle und die Gründe sind so vielfältig.
Späte Mutterschaft
Ich muss euch noch eine Geschichte am Ende erzählen, wirklich so passiert auf unserem Elternabend in der 1. Klasse und es beschäftigt mich immer wieder. Unsere Klassenlehrerin hat (noch) keine Kinder (wie wir gerade gelesen haben, aus welchen Gründen auch immer! Wir wissen es nicht, ist auch völlig egal).
Ein Vater sagte wortwörtlich: „Wissen Sie, ich bin froh, dass Sie keine Kinder haben.“ Er meinte das in dem Zusammenhang, weil damit ja die Möglichkeit wegfällt, dass sie aufgrund ihrer Kinder/Kind krank, öfter ausfällt. Dennoch: SO ein Satz ist einfach unmöglich. Wenn er bei mir schon so lange nachhallt, wie geht es ihr dann wohl damit? Und all den Frauen, die gefragt werden, warum sie denn keine Kinder haben?
Oder Sätze wie:
- „Sei froh, dass du keine Kinder hast!“
- „Bei euch wird es ja auch langsam Zeit“
Trefft ihr auf ein Paar oder eine Frau über 30, noch kinderlos: Bitte denkt an diesen Beitrag und all die möglichen Gründe für eine Kinderlosigkeit, sei sie gewollt oder ungewollt, ihr wisst es nicht!
Ihr wisst nicht, ob dieses Paar schon all sein Erspartes erfolglos in ihren Kinderwunsch investiert hat, ob dieses Paar gerade ein Kind beerdigt oder still geboren hat. Ob dieses Paar schon Fehlgeburten verkraften musste oder mitten in einer Behandlung steckt.
Vielleicht sind sie ohne Kinder glücklich, vielleicht möchten sie reisen und ihr Leben alleine leben. Vielleicht! Vielleicht aber auch nicht.
Erkennt ihr euch in einem dieser Gründe wieder? Welcher trifft auf euch zu? Schreibt
Hier findet ihr alle Beiträge zum Thema „späte Elternschaft“ gebündelt und könnt stöbern.
2 Comments
Dani
Erst nach dem Studium noch etwas Berufserfahrung sammeln wollen, dann einen festen Job, dann einen Partner, der noch nicht wollte, dann einen unerfüllt Kinderwunsch. Wir haben Jahre und die Hilfe einer Kinderwunschklinik gebraucht, bis unsere Tochter zu uns kommen wollte. Für das Geschwisterkind haben wir 5,5 Jahre mit Kinderwunschklinik versucht ein Kind zu bekommen, habituelle Aborte, darunter ein Spätabort, jetzt Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung, die die Fehlgeburten erklären könnte.
Mamaleben
Vielen Dank für deine Rückmeldung! Du hast ja ein paar geballte Gründe, warum es eben manchmal dauern kann. Gut, dass jetzt vielleicht die Möglichkeit für die Fehlgeburten gefunden wurde und hoffentlich behoben werden kann. Alles Liebe und natürlich Gesundheit für dich!