„Du bist ein Coronababy“ – Generation 2020
„Du bist ein Coronababy“ – ich gehe davon aus, dass mein Sohn das im Laufe seines Lebens zu hören bekommen wird. Genauso wie viele andere Babys, die in diesem Corona-Jahr 2020, geboren wurden und werden.
Es gibt den Hashtag #Coronababy, zum Beispiel bei Instagram. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Bezeichnung sich für 2020 geborene Babys, langfristig durchsetzen wird. Irgendwie klingt es fast wie ein Makel und das ist es natürlich ganz und gar nicht.
Diese Bezeichnung meint nicht ein Baby, welches an Covid19, also an Corona erkrankt ist, sondern lediglich ein Baby, welches zu Zeiten der Corona-Pandemie geboren wurde.
Wie lange diese Pandemie noch anhalten wird, ist fraglich. Aktuell betrifft das Wort noch die Babys, die in diesem Jahr 2020 geboren wurden und werden.
Aber niemand weiß, wie sich diese Pandemie noch entwickeln wird. Vielleicht wird auch noch die Generation 2021 und länger, als Coronababys bezeichnet? Vielleicht wird es aber auch bei den Babys bleiben, die rückblickend gesehen, in den Lockdowns geboren wurden.
Mein Sohn ist ein
Coronababy
der ersten Generation. Er kam Ende März 2020, also nur wenige Tage nach Beginn des ersten Lockdowns zur Welt. Die letzte Zeit der Schwangerschaft, hochschwanger und mit Ängsten vor einer Allein-Entbindung, war nicht mehr so schön. Zum Glück entschied er sich, eine Woche vor dem eigentlichen Termin, spontan zur Welt zu kommen.
Witzigerweise hatte meine Söhne den gleichen, berechneten Entbindungstermin und ihre Geburtstage liegen nun zwei Tage auseinander.
Es passte einfach alles, denn so konnte ich, zum Glück, 2 Tage später, beim Geburtstag des Großen, bereits mit dem kleinen Bruder anwesend sein. Natürlich verbrachten wir den 4. Geburtstag allein, genauso wie die gesamte Zeit des Wochenbetts. Die Großeltern lernten ihren Enkel erst nach zwei Monaten kennen, als der Lockdown wieder freigegeben wurde.
Viele Schwangere treibt die Angst vor einer möglichen Allein-Entbindung um. Es mag früher normal gewesen sein, heute ist es nicht mehr so und wir Frauen sind froh, wenn unsere Partner uns dabei begleiten dürfen. Zumindest spreche ich da wohl für die meisten. Auch die Vorstellung, als Gebärende Maske im Kreissaal tragen zu müssen, völlig absurd! In der Regel darf sie abgenommen werden und ich glaube, niemand würde es schaffen, einer unter wehen stehenden Frau, eine Maske wieder aufzusetzen.
Vor der Geburt
hätte ich es nicht für möglich gehalten, aber ich war, abgesehen von den Geburtsverletzungen so fit, dass ich ambulant entbunden, also einige Stunden später, nach Hause gegangen wäre. Nur für ein Screening des Babys am nächsten Tag, blieb ich für eine Nacht im Krankenhaus.
Es gibt bereits Zahlen, dass sich viele Frauen sogar nach einem Kaiserschnitt, früher entlassen als üblich. Kaum eine möchte unnötig lange im Krankenhaus liegen, ohne Besuch empfangen zu dürfen.
Ich denke, viele Frauen überlegen in dieser Zeit, ihr Coronababy ambulant zu entbinden und einigen kommt sogar die verrückte Idee, es allein zu Hause zu versuchen. Davon kann man nur dringend abraten.
Zum Ende meiner Schwangerschaft stand ich mit einigen, anderen Schwangeren im Austausch, sowohl in der realen Welt als auch über Instagram. Ständig tauschten wir uns aus, wie die aktuelle Lage in den für die Geburt, an versierten Krankenhäusern ist.
- Darf der Vater dabei sein?
- Müssen wir eine Maske tragen?
- Dürfe wir Besuch empfangen?
Keine Geschwisterkinder
Das Schlimmste war, dass mein erster Sohn, mich bzw. seinen kleinen Bruder, nicht im Krankenhaus besuchen durfte.
Während der Schwangerschaft habe ich mir immer wieder vorgestellt, die Szene auf Video aufzunehmen, wenn die Tür aufgeht, der Papa den Großen bringt, dieser hereinstürmt und seinen Bruder zum ersten Mal sieht und berührt.
So gern hätte ich diese Szene in meinem Herzen gehabt. Leider gibt es sie nicht. Das Aufeinandertreffen zuhause lief anders als erhofft, gestresst, auf dem Gehweg, weit weg von jeglichem „Moment“, den man sich merken möchte.
Zu Zeiten von Corona läuft alles anders. Natürlich kann eine Schwangerschaft beängstigend und/oder verunsichernd sein und doch haben wir Glück. Uns steht ein hervorragendes Gesundheitssystem zur Verfügung und wir haben die Wahl, auf welche Weise und wo wir unsere Kinder auf die Welt bringen möchten.
In welchen Bereichen wir den Begriff Coronababy langfristig hören werden, wäre abzuwarten.
Generation Coronababy
Zur Einschulung 2026 wird es die erste Generation Coronababys geben, die gemeinsam in die Schule kommen. Ich bin gespannt, wie sie und uns Eltern, dieser Begriff begleiten wird.
Für viele mag das Jahr 2020 das Jahr der Pandemie sein, das Jahr von Corona, das Jahr der verrücktesten US-Präsidenten Wahl, vielleicht sogar das schlimmste Jahr, voller Existenzängste, Verzicht und Entbehrungen.
Für mich, meinen Mann und auch unseren ersten Sohn, ist dieses Jahr ein wundervolles Jahr, voll von Dankbarkeit. Obwohl wir innerhalb von 1,5 Jahren beide Hunde gehen lassen mussten.
Wir haben einen zweiten, gesunden Sohn und unser Großer, einen Bruder erhalten. Wir haben das Jahr gemeinsam zuhause verbracht, im Homeoffice und Kita frei 2.0.
Wir sind als Familie gewachsen, im wahrsten Sinne des Wortes, wir sind nun zu viert. Mein Sohn ist ein Coronababy und jetzt, 8 Monate später, bin ich sogar dankbar dafür.
Wir konnten das Gute aus dem Schlechten ziehen und so blicke ich zurück, auf ein (für uns!) positives Jahr 2020.
Wie war oder ist es für euch und euer Coronababy?
2 Comments
Rahel Hofmann
Wir hatten oder haben dann wohl auch ein Corona Baby. Allerdings ist unsere vierte Tochter eine Woche vor dem Lockdown geboren im März 2020.
Mein Mann durfte mit, keine Maske und alles noch völlig entspannt. Wir sind aber, weil wir nicht wussten, wie sich alles entwickelt noch am selben Tag nach Hause, also ambulante Geburt.
Dann lief leider nichts mehr so, wie wir es uns vorgestellt haben. Alle vier Kinder zu Hause, Homeschooling, Kindergarten Ersatz etc. Gott sei Dank hatte mein Mann den ersten Monat Elternzeit, sonst wäre ich völlig überfordert gewesen. Aber es ging irgendwie rum, aber schön war es nicht besonders.
Jetzt wird unser Corona Baby schon bald drei und macht uns echt viel Freude. Trotzdem merkt man immer wieder, dass sie mitbekommen hat, dass nicht alles normal lief die letzten 2 1/2 Jahre und das macht mich schon hin und wieder echt traurig.
Mamaleben
Hallo Rahel, ja ich weiß was du meinst. Gesichter mit Masken gehören für unsere Kinder komplett dazu. Die Oma, die unter uns lebt, hat gerade Corona und für die Kinder völlig selbstverständlich „Ach so, wir können Oma jetzt erstmal nicht sehen, alles klar“. So ist es nun mal und wir lernen alle, damit zu leben. Aber in der Hochphase damals mit 4 Kindern zuhause, puh. Sportlich. Das da viele Eltern „am Rad“ gedreht haben, ist auch nachvollziehbar.