Steht das Geburtstagskind wirklich im Mittelpunkt?
Unser Sohn ist kürzlich 3 Jahre alt geworden und wir haben im Kreise der Familie gefeiert. Morgens nur der Kleine mit uns Eltern und nachmittags kamen die Großeltern sowie die Tante und ein Cousin dazu.
Als unser Sohn abends müde ins Bett fiel, unterhielten sich mein Mann und ich noch etwas, ließen die letzten drei Jahre und den aktuellen Geburtstag Revue-passieren. Mein Mann sagte dann etwas zu mir und das ließ mich den ganzen Abend noch nachdenken.
Er erzählte mir, dass er sich im Vorwege für den Geburtstag unseres Sohnes vornahm, sich den ganzen Tag nur ihn zu kümmern und zwar bewusst. Für die Umsetzung hieß das, dass egal wie viel Besuch da ist, wenn das kleine Geburtstagskind auf dem Boden etwas spielen möchte oder eine Frage hat, wird sich zu ihm auf den Boden gesetzt und gespielt oder auf seine Fragen geantwortet.
Kein: „Moment eben“, „warte doch kurz“ oder „machen wir später“ etc. Wie oft ertappen wir uns dabei, unsere Kinder auf gleich zu vertrösten?
Tatsächlich war es so, dass mein Mann eine Weile beim
Geburtstagskind
auf dem Boden saß und beide mit seinen neuen Dinos spielten und zu einem späteren Zeitpunkt, waren beide im Kinderzimmer verschwunden. Der Kleine brauchte eine kurze Auszeit, legte sich ins Bett und ließ sich von Papa Gesellschaft leisten.
Wir unterhielten uns darüber, wie so ein Geburtstag eigentlich abläuft und das das eigentliche Geburtstagskind von uns Erwachsenen, oft gar nicht richtig wahr genommen wird.
Es kommt Besuch und es wird sich begrüßt und Geschenke übergeben.
Der Beitrag soll kein Vorwurf an unseren Besuch sein, sondern allgemein uns alle zum Nachdenken anregen. MICH SELBST hat es zum Nachdenken angeregt und ich war sehr dankbar, dass mein Mann sich an diesem Nachmittag so bewusst um unseren Sohn gekümmert hat. Es ist doch sein Ehrentag, auf den er sich tagelang so gefreut hatte.
Nach der Geschenke-Übergabe wird Kuchen gegessen und dann unterhalten sich die Erwachsenen, häufig lautstark, aber häufig nur miteinander.
Kaum einer nimmt wahr, dass das (kleine)
Geburtstagskind
allein auf dem Boden sitzt und sich beschäftigt oder fragend an den Tisch kommt, kurz eine Antwort erhält, aber dies doch eigentlich eine Spiel-Aufforderung war. Im Alltag halte ich es für wichtig, Kindern auch mal zu erklären, dass sie einen Augenblick warten und wir unsere Aktion kurz beenden müssen, bevor wir uns ihnen zuwenden. Aber an diesem einen, besonderen Tag, sollte es anders sein.
Der Papa hat sich gesagt, solang jemand anderes beim Geburtstagskind sitzt oder mit ihm spielt, vorliest, puzzelt oder ähnliches, funkt er natürlich nicht dazwischen. Genauso sollte es ja im besten Fall sein, der Besuch ist ja eigentlich da, um sich mit dem Geburtstagskind zu beschäftigen, um es zu sehen und gemeinsam Zeit zu verbringen.
Aber in dem Moment, wenn der Kleine wieder „sich selbst überlassen“ wird, ist der Papa zu ihm gegangen. Daher hat dieser sich teilweise nicht am Gespräch der Erwachsenen beteiligt oder verschwand mit im Kinderzimmer.
Ich fand das toll und hatte nach diesem Gespräch, dieser Erkenntnis, ein richtig schlechtes Gewissen meinem Sohn gegenüber. Natürlich sind wir in der Pflicht, unsere Gäste zu bewirten und man freut sich natürlich auch auf die Familie und das gesellige Beisammensein. Alle nehmen eine Anfahrt auf sich und freuen sich ebenso, den Kleinen zu sehen.
Als Geburtstagskind im Erwachsenenalter kommt man häufig zu kurz, man kümmert sich um die Gäste und hat mal mehr oder mal weniger Stress mit den Vorbereitungen. Wir Erwachsene nehmen das aber bewusst und gerne in Kauf und sind in der Lage, uns auszusuchen, was wir machen möchten oder mit wem wir reden wollen.
Mein Appell:
(Klein-)Kinder bewusster wahrnehmen
und auf dem nächsten Geburtstag wirklich mal darauf achten, ob ihr als Gast echten Kontakt zum Geburtstagskind habt oder ob dieses irgendwo alleine sitzt, vergeblich Kontakt zu Gästen sucht und ihr einspringen mögt.
Falls ihr übrigens noch süße Geschenkideen für Kinder brauchen könnt, die auch noch sinnvoll sind, habe ich hier vielleicht etwas für euch!
3 Comments
Gundula Reichart
Vielen Dank für diesen Post. Er regt mich absolut zum Nachdenken an. Der 2. Geburtstag meines Kindes steht kurz bevor und es lohnt sich, diese Gedanken auch an meine Familie weiter zu kommunizieren. Schenkt statt Spielzeug eure Aufmerksamkeit, Zeit und euer Interesse. Und beide Seiten werden davon profitieren, denn Kinder fordern einen auf im hier und jetzt zu sein.
Vielen Dank an deinen Mann für seine Präsenz.
Mamaleben
Vielen Dank für deine Rückmeldung! Auch ich probiere mir inzwischen bewusst Zeit für das Geburtstagskind zu nehmen, auch, wenn man mal woanders eingeladen ist. Toll, dass du über diesen Punkt nachdenkst und so vielleicht auch andere darauf aufmerksam machen kannst. Alles Liebe für euch und einen wundervollen, 2. Geburtstag demnächst
Mike
Wow.
Toller Beitrag und absolut interessanter Ansatz. Lässt mich gerade auch darüber nachdenken, wie der Umgang im Alltag eigentlich so aus Kindersicht ist und ob man auch da nicht noch mehr auf Bedürfnisse eingehen sollte, anstatt wie angesprochen, auf kurz später zu vertrösten. Andererseits müssen die Kinder natürlich auch lernen, dass sie nicht der Nabel der Welt sind. Von daher finde ich die Bevorzugung am Geburtstag ein wahnsinnig tolles Mittel um den Kind zu zeigen, dass er und dieser Tag etwas besonderes ist. Sag deinem Mann, dass er mich erfolgreich zu seiner Ansicht konvertiert hat, wird sofort umgesetzt. 😉