Solomom im Interview – Schwanger durch Samenspende

Nadine (Name von der Redaktion geändert) hat sich für den Weg als Solomom entschieden und wurde schwanger durch Samenspende mit 39 Jahren. Sie hat sich bereit erklärt, uns von diesem sehr privaten Schritt und ihrem Weg zum Wunschkind, zu erzählen.

Magst du dich kurz vorstellen: Wie alt bist du, bzw. wie alt ist deine Tochter, wie alt warst du bei der Geburt? 

Ich heiße Nadine, bin fast 43 Jahre alt und lebe mit meiner dreijährigen Tochter in Lüneburg. Als meine Tochter zur Welt kam, war ich noch 39 Jahre alt. Ich bin Erzieherin aus Leidenschaft und engagiere mich intensiv im Tierschutz.

Ich war Einzelkind und wollte immer ganz viele Geschwister haben. Ich habe schon in der Grundschulzeit, in unserem Dorf, auf ein kleines Kind aufgepasst. Ich wollte schon immer Kinder haben. Mit meiner ersten Liebe, Anfang 20, wollte ich unbedingt Kinder haben. Am liebsten drei. Die Beziehung ging dann auseinander und einige Beziehungen kamen und gingen.

Dann mit Ende 20 fand ich meine zweite große Liebe, wir waren knapp 7 Jahre zusammen und als das Thema Familie aufkam, zerbrach dieses Liebe. Danach wurde ich mit meinem damaligen Freund schwanger, doch dieses Baby verlor ich in der 8 Woche.

Schwanger durch Samenspende

Wann fingst du an, dich mit dem Thema Samenspende auseinanderzusetzen und wie lange hat es dann noch gedauert, bis du den endgültigen Entschluss dazu gefasst hast?

Da war ich Mitte 30 und ich bekam langsam Angst, dass mein größter Wunsch eine Familie zu gründen, nie in Erfüllung geht. Als ich Single wurde, beschäftigte ich mich mit dem Thema Kinderwunsch als Single (Solomom). Damals fand ich eine Klinik in Berlin und eine in Dänemark. Der ganze Prozess dauerte ungefähr 2 Jahre, bis ich mich endgültig entschieden habe, diesen Weg zu gehen.
Es gab noch die Option des Co-Parenting, wo zwei Menschen sich entscheiden, gemeinsam diesen Weg zu gehen, ohne ein Paar zu sein. Das kam aber für mich nicht infrage.

Deutschland oder Dänemark?

Ist das Verfahren auch in Deutschland möglich? Du bist dafür nach Dänemark gefahren. Wie oft warst du da und wie bzw. wo hast du dich vorher darüber informiert?

Wenn man heute Solomom googelt, findet man unendlich viele Informationen dazu. Es gibt einige Frauen, die sehr viel bei Instagram aufklären. Hätte ich sie zu dem Zeitpunkt gekannt, wäre einiges vielleicht leichter gewesen.

In Deutschland ist Samenspende als Single bzw. potentielle Solomom möglich, es gibt einige Kliniken und Samenbanken die uns dabei unterstützen. Ich weiß, dass es in Berlin, Kiel und mittlerweile auch in Hamburg möglich ist.
Dieser Weg ist sehr intensiv und ich empfehle, diesen Weg nicht alleine zu gehen. Sei es die Familie oder beste Freundin an der Seite.

Zunächst fand ein Kontakt per Mail mit einer privaten Klinik in Dänemark statt. Alles war sehr sympathisch und ich fühlte mich zunächst sehr wohl. Dann fand ein Telefonat statt. Ich kann nicht genau sagen warum, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es nicht die richtige Klinik für mich sei. Also recherchierte ich weiter und fand die Storkklinik (Storchenklinik)in Kopenhagen. Hier fühlte ich sofort, dass es der richtige Weg ist.

Voraussetzungen als Solomom:

• Für diesen Weg braucht man auf jeden Fall ein finanzielles Polster. Da es sein kann, dass es nicht beim ersten Zyklus klappt.
• Die Preise unterscheiden sich etwas im Gegensatz zu Deutschland.
• Zunächst fand ein psychologisches Gespräch statt. Mir wurden Fragen zu meiner Familie, meinen Wünschen und Zielen befragt.
• Danach ging es mit den Arztbesuchen los.
• Hier muss ich betonen, dass ich eine tolle Frauenärztin habe, die mich auf diesem Weg intensiv begleitete, was immer noch nicht selbstverständlich ist.
• Denn dieses Thema war noch umstritten, da viele das Vorurteil kennen, man könnte die Praxis die uns hilft, auf Unterhaltszahlungen verklagen. Dies stimmt definitiv nicht.

Auf nach Dänemark

Ich durfte um meinen Zyklus herum zu ihr und wir haben die Folikel gemessen und sie gab mir das go, dorthin zu fahren. Ich hatte damals meine Chefin eingeweiht und konnte somit spontan ein paar Tage Urlaub nehmen.

Ich war insgesamt 3x da und beim dritten Mal haben wir mit Hormonen unterstützt und es gab eine Spritze, um den Eisprung auszulösen. Diese setzte ich mir am Abend zuvor.

Beim dritten Mal war alles anders, als die Male davor. Denn die Male zuvor bin ich nach der Behandlung immer wieder nach Deutschland zurückgefahren. Dieses Mal blieben wir über Nacht und so war alles viel entspannter.

Da das ganze Thema sowieso sehr persönlich ist, magst du uns verraten, was eine Behandlung (nennt man das Behandlung?) kostet?

Früher habe ich sehr offen über das Thema Geld und Spenderwahl gesprochen. Mittlerweile fühlt es sich falsch an, da es schon ein intimes Thema ist und ich zum Schutz meiner Tochter dazu nichts näheres sagen möchte.

Man findet dazu viel im Internet. Aber mit einigen Tausende Euro muss man schon rechnen.
Wichtig ist noch zu sagen, dass man keinen Anspruch auf Unterhalt hat! Das Finanzielle muss man selbst regeln.

Hast du dich dort in der Klinik gut aufgehoben gefühlt?

Ich kann die Klinik nur empfehlen, eine herzliche und warme Atmosphäre. Sehr kompetent und professionell. Ich fühlte mich so wohl dort.

Voraussetzungen für die Klinik

Gibt es Voraussetzungen, die die Frau erfüllen muss/sollte, damit die Kinderwunschklinik sie behandelt?

Dort in der Klinik muss man ein Gesundheitscheck vorlegen und bestimmte Impfungen haben.
Hier in Deutschland hat man auch ein Vorgespräch beim Psychologen, aber hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen.

Persönlich würde ich noch sagen, dass es wichtig ist, mental fit zu sein. Der Weg kann steinig sein. Bei mir klappte es beim dritten Mal, aber erst im vierten Zyklus. Ich musste einen aussetzen, weil ich kaum geeignete Folikel hatte. Eine emotionale Achterbahnfahrt. Und einige Monate später wurden die Grenzen wegen Corona geschlossen, ist hatte so großes Glück.

ü40 Mom

Du bist jetzt 42 und sehnst dich nach einem zweiten Kind. Käme eine weitere Behandlung für dich in Frage oder arrangierst du dich damit, wie es jetzt ist?

Ich hätte zu gerne noch weitere Kinder, aber mit knapp 43 und einem Kleinkind würde ich diesen Weg nicht mehr gehen. Zumal es auch eine finanzielle Belastung wäre. Mein Körper hat Höchstleistung gegeben, die Schwangerschaft war nicht einfach. Ich lag 5 Monate nur auf dem Sofa, konnte nichts essen oder mich bewegen.

Dankbarkeit

Deswegen bin ich voller Dankbarkeit für dieses Wunder. Jeden Tag könnte ich mich dafür kneifen, ist es wirklich war? Habe ich eine Tochter? Bin ich wirklich Mutter?

Ohne meine Familie und Freunde wäre es nicht gegangen. Ich hatte die vollste Unterstützung!

Mittlerweile sind wir eine große Gruppe von Solomüttern . Mit einigen hat man engeren Kontakt und es entstanden Freundschaften. Was ich wichtig für meine Tochter finde.

Ich habe es mir alles viel schwerer vorgestellt, klar manche Rahmenbedingungen könnten besser sein, aber es ist machbar. Uns mangelt es an nichts, wir haben alles. Ich arbeite 75%, meine Tochter ist bei mir in der Kita und wir genießen jede Minute zusammen.

Natürlich wünschte ich mir, weniger arbeiten zu können, aber den Preis für mein geliebtes Wunder nehme ich gerne in Kauf.

---

Liebe Nadine, ich danke dir für diesen privaten Einblick! Vielleicht eröffnet der Weg der Solomom sowie „schwanger durch Samenspende“, manchen Frauen eine neue Sichtweise, dass sie auch als Single mit Kinderwunsch Möglichkeiten haben.

Möchtet ihr weitere Mutmachgeschichten von ü40 Frauen lesen, findet ihr hier weitere Interviews!

Wie wäre es mit „Zwischen Windeln & Wechseljahren, Mama über 40“?