Der kleine Matrose und der Alptraum – Teil 3
Der kleine Matrose hat heute einen Alptraum. Viele von euch kennen das sicher, wenn das eigene Kind nachts aufwacht, weil es schlecht geträumt hatte.
Drei Jahre nachdem ich die ersten zwei Kurzgeschichten über den kleinen Matrosen schrieb, wünschte sich mein inzwischen 5-jähriger Sohn, weitere Geschichten. Ich weiß nicht mehr, warum ich damals aufgehört hatte, Geschichten zu schreiben, denn das Leben mit Kindern bietet genug Themen.
Kürzlich wünschte sich mein Sohn, dass wir ihm abends Geschichten erzählen. Mein Mann ist ein wahrer Meister-Erzähler, ganz im Gegensatz zu mir. Da fielen mir meine zwei Geschichten ein und so lese ich ihm am Abend, hin und wieder, eine der Geschichten vor. Sie sind an Ereignisse aus seinem Leben angelehnt:
Teil 1 – „Der tröstende Krake“
Teil 2 – „Der kleine Matrose beim Arzt“.
Jetzt folgt Teil 3.
Der kleine Matrose und der Alptraum
Es war Abend geworden im Heimathafen des kleinen Matrosen. Er hatte schon seinen kuscheligen Schlafanzug angezogen und putzte sich gerade die Zähne. Als er mit seinem Abendritual fertig war, ging er in seine Kajüte und legte sich in die Koje. Eine Kajüte wird der Schlafraum auf einem Schiff genannt und die Koje ist das Bett eines Seefahrers, eines Matrosen zum Beispiel.
Er lag in seiner Koje und konnte durch ein Bullauge (so nennt man ein rundes Fenster auf einem Schiff) die Dämmerung sehen. Er hörte das Wasser glucksen, wie es sanft gegen sein Schiff waberte.
Mit einem Schlag war es Nacht, nur wenige Sterne waren zu sehen, das Wasser war plötzlich spiegelglatt. Der Mond leuchtete am Himmel und sorgte für ein wenig Licht.
Der kleine Matrose meinte, hinten am Horizont etwas zu sehen. Einen Schatten, eine Bewegung, dann war sie wieder weg. DA, jetzt kam es etwas näher und wirbelte das Wasser kurz auf, er konnte aber nichts erkennen.
Er zog sich seine Decke über den Kopf und legte sich so in sein Bett, dass er gerade mit den Augen über den Rand des Bullauges hinaus aufs Wasser schauen konnte. Er hatte Gänsehaut an seinem Körper, die Haare auf seinem Armen stellten sich auf und er verspürte ein mulmiges Gefühl.
„Was ist da?“, fragte sich der kleine Matrose. „Was passiert hier?“.
Er sah erneut einen Schatten im Wasser und dieser verschwand unter seinem Schiff! Plötzlich schaukelte das Schiff hin und her, er hörte die Wellen an sein Schiff schlagen. Einige seiner Bücher fielen aus den Regalen auf den Boden, es fühlte sich wie starker Wellengang, mitten in einem Sturm auf dem offenen Meer an. Er hatte schon so manches Unwetter auf See erlebt, da wird man ganz schön durchgeschüttelt.
Der Alptraum
Das hier war anders. Es regnete nicht, es stürmte nicht und gab auch kein Gewitter. Wieso schaukelte sein Schiff? Er hatte jetzt große Angst und hörte ein schrilles klingeln. RING, RING, RING
Als er die Augen öffnete, lag er zusammengekauert in seiner Koje. Sein Schiff lag ruhig auf dem Wasser, draußen dämmerte es, der Mond war kaum noch zusehen, er verschwand langsam am Himmel und die Sonne schob sich am Horizont in den Vordergrund. Sie war wunderschön! Ihr Licht kitzelte in seinen Augen.
Er konnte das Ufer sehen und andere Schiffe. Sein Schiff lag seelenruhig im Heimathafen.
Der kleine Matrose schwitzte und hörte immer noch dieses schrille, nervige RING, RING, RING. Es war sein Wecker, der gegenüber auf dem Schrank stand.
Langsam dämmerte es ihm selbst, er hatte einen schlechten Traum. So etwas wird Alptraum genannt. Wir können nicht steuern, wovon wir träumen. Manchmal träumen wir wunderschöne Dinge und manchmal träumen wir Sachen, die gar keinen Sinn ergeben oder uns Angst machen.
Kenni, eine vertraute Stimme
„Hallooooo und guten Morgen Matrose, bist du wach?“. Der kleine Matrose hörte ein vertraute Stimme und er fühlte sich sofort besser.
Es war Kenni, sein Freund, der Krake! Er saß oben an der Treppe, die zum Deck des Schiffes führte, seine Tentakel links und rechts und schaute herunter.
„Ist alles in Ordnung? Du siehst verwirrt und verschlafen aus“, fragte Kenni.
„Hallo Kenni, es ist so schön dich zu sehen! Ich hatte einen Alptraum und solche Angst.“
Kenni antwortete: „Oh, das kenne ich. Alpträume sind wirklich doof, weil sie so realistisch wirken. Sie kommen einem so echt vor. Magst du raufkommen und mit mir den Sonnenaufgang anschauen?“
„Sehr gern“, sagte der kleine Matrose. Er zog sich schnell eine Hose an und kletterte die Treppe rauf zu Kenni. Sie setzen sich oben an Deck auf zwei Fässer und schauten zum Horizont. Dort schob sich die Sonne immer weiter Richtung Himmel und der Tag brach an. Es wurde heller und heller, sie hörten die Stimmen von anderen Menschen im Hafen.
Es schalte von verschiedenen Seiten: „Guten Morgen! Ist das nicht ein wunderschöner Tag?“.
Der kleine Matrose saß mit Kenni noch eine Weile zusammen, sie schauten aufs Meer und erzählten sich von ihren Träumen. Nicht nur vom Alptraum, sondern auch davon, was sie sich erträumen. Zum Beispiel, eine gemeinsame Abenteuerfahrt mit dem Schiff, auf dem sie gerade sitzen. Gemeinsame Träume sind besonders schön.
Sie beschlossen, bei einem gemeinsamen Frühstück weiter zu träumen und den Tag zusammen zu verbringen.
Wovon träumst du gerne?
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